Seit längerer Zeit geisterte durch die Heidegger-Gemeinde die frohe Erwartung der bevorstehenden Publikation seiner legendären Schwarzen Hefte. Manche versprachen sich einen weiteren Höhepunkt seines Werks, andere endgültige Klarheit über seine Stellung zum Nationalsozialismus und über die alte Preisfrage: War er nun ein Antisemit oder nicht? Denn die jetzt publizierten ersten 14 Hefte (betitelt «Überlegungen II-VI», «Überlegungen VII-XI» und «Überlegungen XII-XV») stammen aus den kritischen Jahren 1931-1941. In dieser Zeit, nach dem Sensationserfolg von «Sein und Zeit» hatte Heidegger kaum mehr etwas Längeres publiziert, vor allem nach seinem peinlichen Scheitern als erster nationalsozialistischer Rektor und als Chefideologe des Nationalsozialismus, als der er sich naiverweise eine Weile wähnte. Von den «Heften» wird erwartet, dass sie die Weiterentwicklung seines Denkens dokumentieren würden. Auch ein voyeuristisches Interesse schwang mit. Gross war die Ernüchterung in den Feuilletons, als dieses Frühjahr dann tatsächlich die ersten Hefte in Form dreier Bänden der Gesamtausgabe erschienen, in den gewohnten mausgrauen Umschlägen (mit den Nummern 94-96).
In unseren Breitengraden erregten diese «Hefte» vor allem einige Aufmerksamkeit, nachdem im Schweizer Fernsehen die Literaturkritikerin Elke Heidenreich ein falsches Zitat in die Runde warf, den Textnachweis nicht erbringen wollte, den der Moderator Stefan Zweifel einforderte, und nachher nicht Heidenreich, sondern Zweifel in die Wüste geschickt wurde. Sie hatte auf einen Satz insistiert, in dem Heideggers Antisemitismus ohnehin mit aller Deutlichkeit zu Tage tritt, ihn aber noch zusätzlich mit ihrer eigenen Privatphantasie ergänzt, die ihn auch noch zum Befürworter der physischen Liquidation der Juden macht. Das war er eindeutig nicht. Bereits als Nazi-Rektor der Freiburger Universität war er mehr ein Maulheld als ein gefährlicher Tatmensch. Seine immer wieder spürbare latente Aggressivität, die aus seiner Unterwerfung unter die Macht der Kirche resultierte, konnte er auf Dauer nur in phantasierter Gewalt sublimieren und zu einer Philosophie ausformulieren, in der das Sein den Menschen zum Sklaven macht oder ihn gar für überflüssig erklärt. Für so etwas Krudes wie die industriellen Massentötungen wäre er viel zu feige gewesen.
Nachdem Heidegger nach dem Untergang der NS-Diktatur gnädigerweise bloss als Mitläufer eingestuft und ihm ein Lehrverbot an der Universität auferlegt worden war, hatte er sich in Bremen 1949 erstmals wieder zu Wort gemeldet, wodurch man einen Einblick erhielt, was er sich in den langen Jahren der Zwischenzeit so alles gedacht hatte. Man nahm zur Kenntnis, dass sich der Existenzialontologe von «Sein und Zeit» zum Sprachrohr des Seins gemacht hatte, kein Philosoph mehr, sondern ein Verkünder der Wahrheit des Seins. Das Sein selbst hatte ihm eine eher windschiefe Kritik des technischen Zeitalters eingeflüstert: «Ackerbau ist jetzt motorisierte Ernährungsindustrie, im Wesen das Selbe wie die Fabrikation von Leichen in Gaskammern und Vernichtungslagern, im Wesen das Selbe wie die Blockade und Aushungerung von Ländern, das Selbe wie die Fabrikation von Wasserstoffbomben.» Oder eine zweite Kostprobe: «Hunderttausende sterben in Massen. Sterben sie? Sie kommen um. Sie werden umgelegt. Sterben sie? Sie werden Bestandstücke eines Bestandes der Fabrikation von Leichen.» (zit. nach Fischer 542)
Willi Winkler von der Süddeutschen Zeitung hat dazu eigentlich alles Notwendige schon gesagt: «In seinen Arbeiten…entbirgt sich der deutscheste aller Denker, der Meister des raunenden Imperativs, in seiner schwarzwalddunklen Eigentlichkeit: als ganz gewöhnlicher Barbar (10.3.14).» Obwohl es damals Millionen von gewöhnlichen Barbaren gab: Wenn Heideggers Bestimmung des Wesens der Technik nicht mehr unterscheiden konnte zwischen industriellem Ackerbau und Massenmord an Menschen, so verleugnete er die wahre ontologische Differenz, nämlich die zwischen Leben und Tod. Die Gleichstellung von industriellem Ackerbau und Fabrikation von Leichen beleidigte die Opfer noch im Nachhinein, indem sie ihre Tötung in denselben Topf warf wie die maschinelle Ernte von Gemüse.
Hier kam der Realitätsverlust des einsamen Weisen vom Todtnauberg und sein gelegentlich eklatanter Mangel an präzisen Unterscheidungen zum Vorschein, der sich meiner Meinung nach seinem genüsslichen Antihumanismus verdankt, den wiederum der Psychoanalytiker in mir als Folge seiner fehlenden Empathie diagnostiziert.
Ganz falsch war seine Aussage ja nicht, aber Heidegger identifizierte sich mit den Tätern und betrachtete den grauenhaften Massenmord an den Juden aus der Perspektive der Täter, für die er tatsächlich ein riesiges Organisationsproblem war: Wie bringen wir in möglichst kurzer Zeit mit möglichst geringem Aufwand möglichst viele Juden um? Die Perspektive der Opfer blendete er aus. Das bürgerliche Nachkriegspublikum, das ihm im Bremer Rathaus gespannt an den Lippen hing, hat damals nicht protestiert. Es hat auch nicht bemerkt, dass er so seine ehemaligen Nazi-Kumpel und vor allem die mörderische Fraktion unter ihnen entlastete, weil die Millionen von Juden ja letztlich nicht von ihnen umgebracht worden waren, sondern vom nebulösen Wesen der neuzeitlichen Technik.
Ich habe damit kurz skizziert, was vor der Publikation der «Schwarzen Hefte» über den Heidegger der Jahre 1931 bis 1941 bekannt war: im Wesentlichen seine Abwendung von der Position in «Sein und Zeit» hin zum sogenannten Seinsdenken, aber auch seine anfängliche Begeisterung für den Nationalsozialismus. Die Frage war nun, was die Hefte an Neuem bringen. Ich habe keine Offenbarungen erwartet. Es könnte vielleicht sein, dass er sich in seinen privaten Notizheften weniger der Selbstinszenierung hingibt und seine Beschwörungen der Wahrheit des Seyns vielleicht nicht so Litanei-artig ausfallen – vielleicht ein bisschen ähnlich wie in den Briefen an seine Frau Elfride, in denen er ungewohnt konkret wird («Liebes Seelchen»).
Ich schlage den ersten Band auf und stosse auf Nummer 71: «Der Deutsche allein kann das Sein ursprünglich neu dichten und sagen – er allein wird das Wesen der theoria neu erobern und endlich die Logik schaffen (94:27).» Na ja. Ich nehme den zweiten Band in die Hände und lese im Nachwort des Herausgebers Peter Trawny, dass Heidegger am Anfang der Überlegung X sagt, was seine Hefte eigentlich bezwecken. «Diese ‹Überlegungen› und alle vorigen sind keine ‹Aphorismen› als ‹Lebensweisheiten›, sondern unscheinbare Vorposten – und Nachhutstellungen im Ganzen eines Versuches einer noch unsagbaren Besinnung zur Eroberung eines Weges für das wieder anfängliche Fragen, das sich im Unterschied zum metaphysischen das seynsgeschichtliche Denken nennt; denn nicht was vorgestellt und zu einem Vorstellungsgebäude zusammengestellt wird, ist entscheidend, sondern allein wie gefragt, ja dass überhaupt nach dem Sein gefragt wird (GA 95:275).» Er bejubelt sich gleich selber: Er ist der grosse einsame Steller der Seinsfrage, während andere Denker nur Vorstellungsgebäude produzieren, die sie dann zu allem Elend noch mit der Wirklichkeit verwechseln. Diesen Anspruch, dass er allein keine blossen Meinungen von sich gebe, sondern durch ihn das Sein selbst spreche, hatte er schon in seinem 1936-1938 geschriebenen, aber erst posthum erschienen, sogenannten zweiten Hauptwerk «Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis)» formuliert.
Ich nehme den dritten Band zur Hand und lese diesmal die allerletzten Sätze, geschrieben 1941: «Vor jeder praktisch-politischen Frage, wie wir uns zu Russland stellen müssen, steht die einzige, wer die Russen eigentlich sind. Sowohl der Kommunismus (als unbedingter Marxismus genommen) als auch die moderne Technik sind durch und durch europäisch-westlich. Beides sind nur Instrumente des Russentums und nicht dieses selbst. Insofern die Technik und das Russentum gegen den Westen aus dem Osten anstürmen, stürmt in Wahrheit der Westen gegen den Westen in einer ungeheuren Selbstzernichtung seiner eigenen Kräfte und Tendenzen. Die Geschichte hat neben ihrem öffentlichen Gesicht stets auch ihr verborgenes. Im Russentum findet die vollendete Metaphysik die gemässe Stätte ihrer Rückgeburt. Von da kommt sie dereinst als Gegenentwurf dem Anfang entgegen (GA 96:276).»
Heidegger – der seinsgeschichtliche Deuter der verborgenen Geschichte. Er hat 1940 in einer Vorlesung ja auch den Einsatz der deutschen Luftlandetruppen in Norwegen 615-544-2308 , wobei ein Kamerateam den Absprung der Fallschirmjäger aus einem Flugzeug filmte, als metaphysische Tatsache gefeiert. «Solche ‹Bildberichterstattung› ist ein metaphysischer Vorgang und untersteht nicht der Beurteilung aus Alltagsvorstellungen (zit. nach Fischer 2008:436).» Mir reicht es. Ich werde mich nicht durch die drei Bände hindurchwühlen. Vielleicht hat aber meine zufällige Miniatur-Stichprobe einen grob falschen Eindruck ergeben? Am Ende tue ich es doch, weil mich die Anfrage erreicht, ob ich nicht eine Rezension schreiben wolle.
Hier das Resultat in Kurzform:
Die 1240 Seiten bringen tatsächlich nichts Neues, wie auch ihr Herausgeber, wenn auch nur sehr diskret, konzediert: Man trifft immer wieder auf Heideggers Kronzeugen Nietzsche und Hölderlin, auf die seinsgeschichtliche Sonderstellung der Deutschen, die die Welt retten müssen, auch wenn sie gerade dem blutigsten Diktator der Weltgeschichte huldigen; die anfängliche Erwartung, der Führer bringe die Verwesentlichung des deutschen Daseins: «Ein herrlich erwachender volklicher Wille steht hinein in ein grosses Weltdunkel (GA 94:109).» Im brutalen Alltagsgeschäft der Diktatur lauscht Heidegger nach «Zeichen», um seinsgeschichtliche Einsichten zu gewinnen. Dieses Lauschen führte schon in den vorher veröffentlichten Texten derselben Jahre dazu, dass er, ohne irgendein Bewusstsein, seine selbstgestrickte Interpretation als die angebliche Entfaltung des Seins in beliebige aktuelle Ereignisse hineinlas, beispielsweise in die irritierend rasche militärische Niederlage Frankreichs im Jahr 1940: «In diesen Tagen sind wir selbst die Zeugen…der Geschichte, dass ein Volk eines Tages der Metaphysik, die aus seiner eigenen Geschichte entsprungen, nicht mehr gewachsen ist in dem Augenblick, da diese Metaphysik sich in das Unbedingte verwandelt hat (GA 48:205).» Es war in Wirklichkeit die von Hitler betriebene Aufrüstung, der die französische Armee nicht gewachsen war, und kein Zeichen für eine zunehmende Seinsvergessenheit – wenn schon eher für eine gewaltige Menschlichkeitsvergessenheit, aber die interessiert Heidegger nicht.
Die Stärke eines Volkes soll im Rang seiner Metaphysik liegen, und sein Schicksal entscheidet sich mit ihr. Deswegen ist das Volk der Dichter und Denker unbesiegbar. Auf demselben Level sind auch die Gedanken zum Weltjudentum in den «Heften»: Die alten völkischen Klischees von dessen Entwurzelung, Bodenlosigkeit und Berechnung, so wie seine Rolle als vermeintlich hinter allen Verwicklungen stehenden heimlichen Drahtziehen werden zu seinsgeschichtlichen Wahrheiten hochstilisiert. Die Streitfrage, ob Heidegger ein Antisemit ist, war schon lange keine mehr, aber die «Hefte» belegen seinen dümmlichen Antisemitismus zweifelsfrei, auch wenn der tapfere Herausgeber nur einen (vermeintlich harmloseren) geistigen Antisemitismus konzedieren will, aber keinen rassistischen, geschweige denn einen eliminatorischen (vgl. Goldhagen).
Das widerlegt schon eine mehrfach zitierte Textstelle: «Durch den Rassegedanken wird ‹das Leben› in die Form der Züchtbarkeit gebracht, die eine Art der Berechnung darstellt. Die Juden ‹leben› bei ihrer betont rechnerischen Begabung am längsten schon nach dem Rasseprinzip. Weswegen sie sich auch am heftigsten gegen die uneingeschränkte Anwendung zur Wehr setzen (GA 96:56).» Die eigentlichen Rassisten sind also die Juden, aber gerade sie wollen nicht gemäss ihrem eigenen Prinzip behandelt werden. Sie sind nicht nur aufgrund ihrer Rasse auf ihren Vorteil bedacht, sondern gigantische Heuchler, die kein Recht darauf haben, sich über ihre Verfolgung im Dritten Reich zu beklagen. Auch das ist keine Überraschung: Bereits Jaspers hat in seiner Autobiographie davon gesprochen, dass sein (damaliger) Freund an den bösartigen Mythos von der jüdischen Weltverschwörung glaubte: «Es gibt doch eine gefährliche internationale Verbindung der Juden.» (1977:101)
Als Verdienst mag man Heidegger anrechnen, dass er sich aus seiner Verfallenheit an das nationalsozialistische «Man» herausarbeitet. „Rein ‹metaphysisch› (d.h. seynsgeschichtlich) denkend habe ich in den Jahren 1930-1934 den Nationalsozialismus für die Möglichkeit eines Überganges in einen anderen Anfang gehalten und ihm diese Bedeutung gegeben. Damit wurde diese ‹Bewegung› in ihren eigentlichen Kräften und inneren Notwendigkeiten sowohl als auch in der ihr eigenen Grössengebung und Grössenart verkannt und unterschätzt (GA 95:408).»
Allerdings bräuchte es für eine Kritik dieser primitiven Ideologie keinen solch absurden intellektuellen Aufwand, und es gibt ohnehin weit bessere Kritiker als ihn. Dieser Pluspunkt fällt jedoch wieder aus der Wertung, wenn man sich daran erinnert, dass er nach Kriegsende die Dreistigkeit besass, sich vor den perplexen Kollegen des Entnazifizierungsausschusses als Mitglied des geistigen Widerstandes zu präsentieren – nur weil er von den Nazis auf Philosophielehrstühle gehievte Parteiideologen wie Krieck und Bäumler als philosophische Nullen abqualifiziert hatte: aus der Verärgerung darüber, dass die Partei so ihre Geringschätzung der Philosophie und der Universität vordemonstrierte.
Erschreckend ist in diesen Notizen das Ausmass an Plattitüden, die so nur jemand absondern kann, der sich jeder Selbstkritik enthoben fühlt, weil er überzeugt war, durch ihn spräche eine höhere Macht. In seinem Fall: das von ihm vergottete Sein. Noch schlimmer ist der ständige pseudodadaistische Nonsens, der sich seiner Absurdität jedoch nicht bewusst ist, sondern sich als besonders tiefsinnig empfindet: «Erst muss Welt welten als Zerklüftung des Da – nur so wird bereitet die Stunde der Plötzlichkeit der unmittelbaren Über-Klüftung – der Hinwegriss in die Nähe der Götter (GA 94:213).»
Oder: «Geschichte – das Gewagtwerden der Götter nur Gross als Untergang oder Sieg –; nicht ‹Dauer› wesentlich – sondern die Abgründung der Erstreitung – Opfer und Weihe (GA 94:214).» Ein drittes Beispiel: «Die Irre ist das verborgenste Geschenk der Wahrheit – denn in ihr verschenkt sich das Wesen der Wahrheit als die Wächterschaft der Verweigerung und die reinste Verwahrung des Seyns im unkenntlichen Schutz des Immerseienden (GA 95:14).» Auch das ist nicht neu. Man kennt diesen Typus von Absurditäten längst aus den «Beiträgen», den diesen folgenden Manuskripten und den Bremer Vorträgen.
Weil die Gesamtausgabe nach wie vor ein Familienunternehmen ist und in den Händen des Heidegger-Clans liegt, allen voran des unverwüstlichen, inzwischen 95-jährigen Adoptivsohnes Hermann Heidegger, bestimmt dieser auch die jeweiligen Herausgeber. Diese neigen dann verständlicherweise dazu, wie in diesem Fall auch Peter Trawny, die Auftraggeber nicht zu erzürnen, und enthalten sich kritischer Bemerkungen. Im Falle der ersten «Hefte» ist dies besonders ärgerlich, weil Heideggers Nationalsozialismus und Führerverehrung ein zentrales Thema darstellen, und der ehemalige Berufsoffizier Hermann mit der äussersten politischen Rechten assoziiert ist, wie schon seine Mutter Elfride, die NSDAP-Fanatikerin war.
Auf die Dauer schwer erträglich sind auch Heideggers frei flottierende Ressentiments, seine ständige Herablassung und Verächtlichmachung, die er über alle und jeden ausgiesst: «Wildgewordene Volksschullehrer, stellungslose Techniker und versetzte Kleinbürger (GA 94:187)» – auch wenn sie gelegentlich inhaltlich durchaus berechtigt wären, wie im Falle des platten Naziphilosophen (und seines Konkurrenten) Ernst Krieck: «In einen Kampf gehe ich nur mit einem Gegner, nicht mit Maulhelden der Mittelmässigkeit (GA 94:179).»
Insofern lohnt sich die Lektüre der «Hefte» nur für diejenigen, die sich eine – trotz der 1240 Seiten – dennoch wesentlich kürzere Version der ewig wiederkehrenden, eigentlich schlichten Grundgedanken des Nach-«Sein und Zeit»-Heideggers zu Gemüte führen wollen, als sie in den längst publizierten Nachlass-Bänden 65-71 bereits vorliegen. Eigentlich sind die «Hefte» nur noch von historischem Interesse, vor allem für künftige Heidegger-Biographen, die sich verpflichtet fühlen, jeden seiner Ergüsse für die Nachwelt aufzuheben. Wer das ganze Seinsdenken und insbesondere die Seinsgeschichte für eine Chimäre hält, weil das Sein als eigenständiger Agent der Weltgeschichte ohnehin nur ein besonders absurdes «Vorstellungsgebäude» darstellt, wird das Geld für die drei Bände ohnehin besser in eine Kiste Pinot Noir von Martin Studach stecken oder den Médecins sans frontières spenden.
Fischer, Anton M.: Martin Heidegger – Der gottlose Priester. Psychogramm eines Denkers. Zürich 2008.
Heidegger, Martin: Gesamtausgabe, Band 94, 95, 96 (Schwarze Hefte, 1931-1941), Frankfurt a.M. 2014.
Jaspers, Karl: Philosophische Autobiographie. München 1977.