Die sogenannte Soziale Frage entstand als Folge der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der spannungs- und konfliktreiche Übergang von der Agrar- zur Fabrikarbeitsgesellschaft führte rasch zu sozialen Verwerfungen innerhalb des Kapitalismus und markierte gleichzeitig den Ausgangspunkt Sozialer Bewegungen sowie der Sozialen Arbeit. Das Departement Soziale Arbeit der Ostschweizer Fachhochschule (OST) lenkt mit dieser Beitragsreihe den Blick auf die Gegenwart: Wie stellt sich die Soziale Frage heute? Und wer macht sie sich zu eigen? Die unter dem Übertitel Zur sozialen Frage heute in loser Folge erscheinenden Beiträge untersuchen deren Folgen für die einzelnen Menschen wie auch für die Gesellschaft.
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Solidarität ist in aller Munde und gewinnt in der Coronakrise eine zentrale Bedeutung. Neue Formen der Solidarität sind en vogue. Sei es in Appellen von Politiker*innen, sich doch bitteschön an die verordneten Hygiene- und Verhaltensregeln zu halten. Aber auch in neu entstandenen Unterstützungsformen, wo Nachbarschaften sich organisieren, um den Wegfall oder das Fehlen von Strukturen zu kompensieren. Solidarität gewinnt also momentan wieder an Bedeutung als argumentative Figur zur Lösung der Krise. Dieser Artikel will nicht die vielfältigen spontanen Gesten der nachbarschaftlichen Unterstützung diskreditieren, sondern stellt die Frage, wo die diskursive Figur des Aufrufs zur Solidarität als Verdeckungsmechanismus dient, welcher durch die Krise sichtbar gewordene Defizite verschleiert und die Analyse drängender sozialer Fragen verengt bzw. verhindert. Dabei knüpfen wir an die Frage nach der Aktualität der Sozialen Frage als Aufgabenstellung an, die im Zuge der Corona-Pandemie wie durch ein Brennglas ins Bewusstsein einer kritischen Öffentlichkeit sowie der Theoriebildung getreten ist. Wir knüpfen auch an eine Auseinandersetzung mit der Sozialen Frage und ihrer Wandlung zu sozialen Fragen der Gegenwart und Zukunft am Departement Soziale Arbeit der OST – Ostschweizer Fachhochschule an[i].
Der Diskurs über die Soziale Frage ist seit seinem Aufkommen vielfältigen Wandlungen ausgesetzt gewesen und entsprechend vielfältig sind die historischen und aktuellen Neuinterpretationen. Eine der zentralen Kontroversen besteht in der Frage, ob die Soziale Frage nach wie vor auf das ökonomische Prinzip und seine Mechanismen zurückzuführen ist (Paulus/Reutlinger 2021) oder ob die Soziale Frage heutzutage weiter gefasst werden und aus ihren nicht sozioökonomischen Problemstellungen herausgeführt werden müsse (Lindenau/Meier-Kressig 2018). Unabhängig von Fragen der dahinterliegenden Mechanismen können wir davon ausgehen, dass wir es heutzutage mit Vielfachkrisen zu tun haben (Demirović/Maihofer 2013), die ineinander verwoben sind und sich gegenseitig verstärken. Die Soziale Frage erscheint uns heute als «Knotenpunkt […], in dem die Wechselwirkungen zwischen ökonomischen und politischen Maßnahmen sowie den damit verbundenen sozialen Widersprüchen und existentiellen Nöten innerhalb einer Gesellschaft zusammentreffen» (Paulus/Reutlinger 2021). Die Schwierigkeit in einer solchen gesellschaftlichen Situation besteht darin, den Zusammenhang dieser Krisen zu identifizieren und nicht immer jenen Themen, die gerade von gesellschaftlichen Diskursen an die Oberfläche gespült werden, zu folgen und sie gegen andere auszuspielen. Es geht also darum, sich einer Übergeneralisierung des «Alles hängt mit allem zusammen» zu enthalten, dafür empirisch und theoretisch informiert konstitutive Elemente des Feldes sozialer Fragen zu identifizieren.
Dies ist auch deshalb nicht immer einfach, weil der Begriff Soziale Frage notwendigerweise unscharf ist, und als politisch aufgeladener Begriff immer schon von unterschiedlichen Akteur*innen mit unterschiedlichen Interessen und aus unterschiedlichen Positionen heraus Verwendung gefunden hat, um vor drohenden Entwicklungen zu warnen und für eigene normative Positionen zu werben. Wie Bernd Dollinger (2018) gezeigt hat, ist gerade die Soziale Arbeit dafür empfänglich, Krisenrhetorik mit Heilsversprechungen zu kombinieren, und zugunsten des groben Pinselstrichs die widersprüchlichen und gegenläufigen Details ausser Acht zu lassen. Insofern erscheint es wichtig, ausgehend von zentralen zeitdiagnostischen und gesellschaftstheoretischen Dimensionen Linien zu skizzieren, entlang derer sich Mechanismen der Bearbeitung und des Wandels der Sozialen Frage nachzeichnen lassen. Diese Linien wurden aus einer Re-Lektüre der Beiträge zu einer Ringvorlesung an der Fachhochschule St.Gallen im Herbstsemester 2019 entwickelt und greifen weitere aktuelle Publikationen zur Sozialen Frage aus dem Departement Soziale Arbeit (Fontanellaz/Reutlinger/Stiehler 2018; Paulus et al. 2020; Paulus/Grubenmann 2020) auf. Zentrale Fragestellung der Vorlesungsreihe war der Zusammenhang der Sozialen Frage mit gesellschaftlichen Megatrends und damit die oben schon angekündigte Abwendung von tagesaktuellen Krisendiskursen. Durch die Hin- und Herbewegung zwischen der Analyse der Rhetorik der Sozialen Frage und der darin eingelagerten empirischen und theoretischen Befunde haben diese Linien zunehmend Profil gewonnen. Deshalb werden wir in diesem Beitrag folgenden Argumentationsgang präsentieren, wohlwissend, dass dieser was den Einbezug unterschiedlicher Trends kontingent und unabgeschlossen ist und auch die Argumentation, die mit den jeweiligen Fragen einhergeht, noch viele andere Dimensionen ausschliesst. Insofern sind die Fragen, denen wir nachgehen, als Anfragen an zukünftige Theorieentwicklung zu verstehen und nicht als abgeschlossenes Argumentationsgebäude. So sind beispielsweise in der Rhetorik der Krise(n) und der Suche nach Antworten auf diese Krise(n) Vorstellungen von Zeit und zeitlicher Dynamik eingeschrieben: Wie weit greift die Analyse zurück und wie weit die Prognose voraus? Werden historische Entwicklungen erinnernd vergegenwärtigt oder wird der Fokus auf eine herstellbare Zukunft gelegt? Was haben diese Vorstellungen von Zeit mit der Bearbeitung und dem Verständnis der Sozialen Frage zu tun? Weitere Linien zeigen sich entlang der Dimensionen Sicherheit und Risiko, Raumkonfigurationen zwischen lokal und global, alten und neuen Konfliktlinien, gesellschaftlicher Aushandlungen und Demokratie sowie Privatheit und Öffentlichkeit. Zum Schluss werden die Erkenntnisse aus der Re-Lektüre auf die Soziale Arbeit bezogen und deren mögliche Positionierungen im umkämpften Feld der sozialen Fragen umrissen.
1. Zeitlichkeit und Sozialer Wandel
Die Auseinandersetzung um die Soziale Frage des 19. Jahrhunderts entspann sich nicht nur entlang der Diagnose gesellschaftlicher Krisen, sondern auch und vor allem daran, was als wünschenswert und erreichbar galt – mit anderen Worten: Die Auseinandersetzung war kulturell, normativ und politisch im Hinblick auf einen zukünftig erreichbaren gesellschaftlichen Zustand aufgeladen. Dahinter verbirgt sich auch eine moderne Vorstellung von Zeitlichkeit, in der davon ausgegangen wird, dass wir als Menschen zukünftige Entwicklungen vorhersehen können und die Aufgabe haben, sie zu verändern (Koselleck 2017). Die Beobachtung von (Mega-)Trends und die Erstellung von Prognosen gehören damit seither zum festen Bestandteil des Diskurses über die Soziale(n) Frage(n).
Prognosen beruhen dabei auf zwei Komponenten. Zum einen enthalten sie eine Annahme über die zeitlichen Verläufe von Veränderungsprozessen, da sie sich auf einer – zumindest impliziten – Extrapolation der Vergangenheit und Gegenwart beziehen. Die zweite Komponente ist ein Verständnis des Wandels selbst, der in die Zukunft verweist. Entwürfen sozialer Theorien liegen unterschiedliche Annahmen in beiderlei Hinsicht zugrunde, vor allem wie weit sie in Vergangenheit und Zukunft greifen und wie diese verbunden werden.
Bei den historischen Linien, die in den unterschiedlichen Diskursen zur Sozialen Frage gezogen werden, also der ersten Komponente, reicht die Spanne von sehr langfristigen Entwicklungen etwa im Bereich der Bedeutung der Ökologie für die Soziale Frage bis zu Phänomenen, die sich, wie etwa die gesellschaftliche Individualisierung oder die Entwicklung zur Risikogesellschaft, über die letzten fünfzig Jahre entwickelt haben, während die Frage nach der Finanzialisierung der Wirtschaft und deren Auswirkungen auf die Entwicklung des Wohnungsmarktes fast tagesaktuell ist. Belina bezieht sich in seinen Analysen zu den Auswirkungen auf den städtischen Raum und analysiert den Zusammenhang von steigenden Immobilienpreisen in Europa und globalem Finanzkapitalismus. Auch wenn schon die Pauperisierung des 19. Jahrhunderts sich wesentlich als Frage nach den Wohnverhältnissen aufschliessen liesse, bezieht sich die neuere Stadtgeographie auf eine Entwicklung, die sich seit den 1990er Jahren mit dem Aufstieg Chinas zur globalen Wirtschaftsmacht vollzieht. Entsprechend variieren auch die Projektionen in die Zukunft, die mit diesen Megatrends verknüpft werden. In der Stadtgeographie ist der Wandel noch «jung» und entsprechend sind die Szenarien für die Zukunft auch kurzfristig angelegt. Der von Belina (2021) beschriebene Zusammenhang zwischen dem Staatshaushalt in China und dem Immobilienmarkt in Europa könnte sich jederzeit verändern und damit die Dynamik auf dem Wohnungsmarkt in die eine oder andere Richtung verändern. Auch wenn der Mechanismus kapitalistischer Wertschöpfung, der hinter dieser Entwicklung steht, damit nicht ausgehebelt ist, könnten sich doch die diagnostizierten Zusammenhänge mit den Immobilienpreisen in Europa relativ rasch verändern. Dagegen sind die Zusammenhänge von Ökologie und Sozialer Frage, die noch zu vertiefen sein werden, nicht so schnell aufzulösen und entsprechend geht es dabei auch nicht um solch eindeutige Szenarien wie im Fall der Wohnungsnot.
Damit sind wir bei der zweiten Komponente, den Vorstellungen über die Mechanismen des sozialen Wandels und deren Bedeutung für die Zukunft, angelangt. Diesbezüglich lässt sich beobachten, dass in den vielen sozialtheoretischen Beiträgen zur Sozialen Frage die Frage der Machbarkeit von Zukunft insgesamt zurückhaltend beantwortet wird. Spätestens mit der Desillusionierung der sozialen Bewegungen des späten 20. Jahrhunderts (1968er Bewegung), der (scheinbaren) Desavouierung sozialistischer Gesellschaftsentwürfe und vor allem der durch die kapitalistische Ausbeutung der Erde sich verschärfenden ökologischen und sozialen Krisen wird diese Vorstellung einer Machbarkeit von Zukunft kritischer betrachtet.
So leitet Belina (2021) in seiner marxistisch inspirierten Analyse die aktuellen Logiken des Immobilienmarktes aus der Logik der «leistungslosen» Grundrente ab. Er zeigt damit, dass der Megatrend der Preissteigerungen der Mieten und der Vermögenszuwächse von globalen Mechanismen angetrieben werden, die als übermächtig erscheinen. Als Gegengift schlägt er eine Vielzahl unterschiedlicher Massnahmen vor, die diese Fehlentwicklungen abschwächen können, von der konsequenten Besteuerung der Bodenrente bis zu einer global auszuhandelnden Besteuerung hoher Vermögen. Andrea Maihofer (2021) macht in diesem Kontext darauf aufmerksam, dass es nicht nur um eine Verhinderung negativer Entwicklungen, sondern auch um positive Zielvorstellung geht. Sie sieht in der «menschlichen Emanzipation» eine «regulative Idee» oder eine «Utopie», die als Ziel zwar nie vollständig erreicht werden kann, aber dennoch als richtungsgebendes Kriterium fungiert. Sie ist auf Zukunft bezogen, aber nicht als Zukunft herstellend verstanden. Andere Auseinandersetzungen sind weniger von klaren gesellschaftstheoretischen Analysen und Zielen geprägt, sondern gehen eher von Zeitdiagnosen aus, die sich mit vielen verschiedenen Paradigmen analytisch angehen lassen. Dementsprechend zeigen sich auch neue Differenzierungen in den Konzeptionen des Wünsch- und Erreichbaren, wie es sich im Schlagwort Nachhaltigkeit widerspiegelt. Hier mischt sich die Forderung nach dem Erhalt des Bestehenden mit Reflexionen darüber, wie ökologische und soziale Entwicklungsziele erreicht werden können, wie Wendt (2021) skizziert. Die Theorie der reflexiven Moderne nach Beck u.a. (1996) und seiner Diagnose der Risikogesellschaft (Beck 1986) ist für diesen und andere Ansätze eine wichtige Referenz.
2. Sicherheit und Risiko
Eine Antwort auf die Soziale Frage des 19. Jahrhunderts war die Errungenschaft sozialer Sicherungssysteme, wie sie sich in wohlfahrtsstaatlichen Arrangements und Regimen heutzutage in unterschiedlicher Weise ausprägen. Darauf haben Sozialstaatstheoretiker wie speziell Martin Kronauer in ihren Beiträgen zur «neuen» Sozialen Frage hingewiesen (Castel 2000; Kaufmann 2003; Kronauer 2010). Dabei zeigt sich, dass der Begriff der Sozialen Frage einem stetigen Bedeutungswandel ausgesetzt war. Mit der Etablierung neuer Produktionsweisen im industriekapitalistischen Zeitalter und mit der Zunahme von lohnabhängigen Arbeiter*innen stellte sich die Soziale Frage Ende des 19. Jahrhunderts in neuer Schärfe. Soziale Probleme, wie die Ausbeutung durch Unternehmer in Fabriken, Invalidität, Krankheit, Versorgung von Kindern von Fabrikarbeiter*innen, Sorge um die Alten etc. – all dies prägt die Frage von Sicherheit und Risiko in dieser Zeit, wobei besonders die lohnabhängigen Arbeiter*innen betroffen waren. Soziale Sicherungssysteme, wie sie in wohlfahrtsstaatlichen Arrangements in verschiedenen Ländern in unterschiedlichem Masse und in unterschiedlicher Ausprägung aufgebaut wurden, reagierten auf die Soziale Frage, die letztlich als Arbeiter*innenfrage interpretiert wurde. Sie stellten eine zunehmend brüchige Kohärenz innerhalb der Gesellschaft wieder her. Vertrauen in den Staat, Vertrauen in die sozialen Sicherungssysteme und Vertrauen in die Vorhersehbarkeit und Gestaltbarkeit dieser sozialen Probleme liessen die Soziale Frage in den Hintergrund treten. Sie wurde mit der Einführung sozialer Rechte und sozialer Sicherheit beantwortet.
Doch zeichnet zum Beispiel Kronauer (2021) ein Bild neuer sozialer Fragen, die sich nicht mehr allein auf die Klassenfrage reduzieren lassen. Viele Debattenbeiträge rekurrieren auf Modernisierungstheorien wie Becks Risikogesellschaft (1986). Der Unterschied zwischen Risiko und Gefahr besteht, wie Gerhold (2021) aufzeigt, darin, dass das Risiko individualisiert bewältigt werden muss, die Gefahr jedoch der Umwelt zugeschrieben wird: Wer Risiken eingeht, muss auch die Folgen tragen; wer Gefahren ausgesetzt ist, muss geschützt werden. Wurden also Gefahren durch die industriekapitalistische Gesellschaft noch kollektiv beantwortet, erfolgt in der Risikogesellschaft die Beantwortung der Sozialen Frage individualisiert. Individualisierung, wie von Beck und anderen (1996) dargestellt, ist also nicht nur eine deskriptive Beschreibung einer grösseren Varietät der Lebensführung, sondern vor allem eine neue Form der Vergesellschaftung, in der den Einzelnen das Risiko aufgebürdet wird, ihr Leben erfolgreich zu gestalten. Zwar gibt es nach wie vor soziale Sicherungssysteme, aber die Prämisse setzt sich durch, dass es nicht die gesellschaftlichen Verhältnisse sind, die Personen gefährden, sondern dass jede*r des eigenen Glückes Schmied ist und daher im Sinne des Aktivierungsparadigmas auch dafür verantwortlich gemacht werden kann (Bröckling/Krasmann/Lemke 2000; Kessl 2005).
Dies gilt auch in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen, seit dem Ende des Gastarbeiterregimes, das Marginalisierungstendenzen noch sozialstaatlich einzuhegen vermochte, vor allem im Bereich der globalen Mobilität. Migrant*innen und Geflüchtete erleiden häufig Exklusion und Marginalisierung, wie auch Nadia Baghdadi (2021) zeigt. Das erfahrene Leid, das sich eindrücklich in den Narrationen der Migrierten zeigt, kann sich unterschiedlich ausformen: Von der Erfahrung, wegen der eigenen Herkunft schlechtere Ausgangsbedingungen zu haben als Einheimische, über die fehlende Möglichkeit der Teilhabe bis hin zu Stigmatisierungen. Paradox ist an dieser Situation aber, dass diese Erfahrungen nicht anerkannt werden, sondern – ganz im Sinne der Individualisierungsthese – es letztlich die Integrationsanstrengungen der Migrant*innen sind, auf die sich der politische Diskurs konzentriert. Unabhängig also von dem erfahrenen Leid wird erwartet, dass Migrant*innen in der Lage sind, das Risiko der Migration zu bewältigen. Solidarität, wie sie Heinz Kleger (2021) versteht, könnte hier ein «Gegengift» sein. Dies gilt aber nur, wenn es gelingt Solidarität als Solidarität über Grenzen hinweg zu verstehen und diese gegen Essentialismen in Bezug auf Kultur, Nation und Ethnie abzugrenzen. Statt Solidarität als Kampfsolidarität zu verstehen, die sich gegen diejenigen wendet, deren Leid als Bedrohung wahrgenommen wird, geht es um einen Kampf für die Demokratisierung der Demokratie und für eine Begrenzung der Vision eines grenzenlosen Wachstums zu Lasten des ökologischen Zusammenhangs (Lessenich 2019).
Anders gelagert ist die Frage von Sicherheit und Risiko in Bezug auf Bedrohungen durch die gesellschaftlich erzeugte ökologische Krise, wie Lorenz (2021) verdeutlicht. Auch hier zeigt sich, dass Ökologie nicht mehr im Sinne eines inzwischen überholten Begriffs von Natur als eine von gesellschaftlichen Prozessen getrennten Sphäre zu betrachten ist. Vielmehr wissen wir um den Zusammenhang eines allein auf das autonome Subjekt reduzierten Diskurses über gesellschaftliche Risiken und den daraus entstehenden ökologischen Risiken der weiteren, entgrenzten Ausbeutung der Ressourcen (Lessenich 2019). Die Gefährdung der Natur wird zu einem ökologischen Risiko, das damit zu einem, wenn auch nicht von allen akzeptiertem, gesellschaftlichem Auftrag führt. Wie sich die damit verbundenen Risiken (Pandemien, Waldbrände, Überflutungen etc.) und die gesellschaftlichen Reaktionen auf diese Krise (Dekarbonisierung, Nuklearisierung der Energiewirtschaft etc.) auf die unterschiedlichen gesellschaftlichen Klassen auswirkt, ob dadurch die Kohärenz geschwächt oder gestärkt wird, ist noch unklar.
Dies alles verweist darauf, dass es einen Bedarf gibt über das Thema Sicherheit und Risiko verstärkt nachzudenken. Gerhold (2021) unterscheidet im Umgang mit Risiken und Bedrohungen eine kognitive (Risikoabschätzung) von einer affektiven Komponente (Bedrohungswahrnehmung). Dabei gilt es auch diese affektiv geprägten Ängste und Sorgen stärker zu berücksichtigen, da diese das Verhalten und den Umgang mit Risiken stark prägen. Erst eine Reflexion dieser affektiven Komponenten ermöglicht es, zu einer Kultur der (Un-)Sicherheit zu gelangen. Der Trend zur Versicherheitlichung kann soziale Ungleichheiten verschärfen, wenn sich nur noch Teile der Bevölkerung gegenüber bekannten Risken versichern können (durch finanzielle Mittel, durch Technisierung etc.) und andere die Folgen zu tragen haben. Eine Kultur der (Un-)Sicherheit braucht aber wohl auf der anderen Seite auch eine Kultur der Solidarität, die von der Einsicht ausgeht, dass nicht alles versichert werden oder jedes Risiko individualisiert getragen werden kann.
3. Raumgebundene Konfigurationen von lokal bis global
Entlang der historischen Entwicklungen und der entsprechenden Artikulationen der Sozialen Fragen wurde bereits aufgezeigt, dass Antworten darauf vielfach innerhalb des (dazu auch legitimierten) Nationalstaats gefunden wurden. Soziale Entwicklungen konnten innerhalb des Territoriums Nationalstaat bearbeitet werden, indem mindestens phasenweise stabile Mechanismen im Sinn von Sozialpolitiken implementiert wurden, wie Kleger (2021) beschreibt. Während also die alte Soziale Frage sich zum Teil noch durch nationale, in diesem Falle wohlfahrtsstaatliche Strategien zumindest zähmen (wenn auch nicht lösen) liess, müssen für die Beantwortung der neuen sozialen Fragen die komplexen räumlichen Verschachtelungen berücksichtigt werden. Nachfolgend werden daher die höchst unterschiedlichen räumlichen Konfigurationen umrissen, die sich entlang der Diskussion der sozialen Fragen der Zukunft abzeichnen.
Isengard (2021) greift sogenannte multilokale Generationenbeziehungen auf und beschreibt damit, wie Familien sich organisieren, insbesondere funktionale Solidarität leben, auch wenn sie nicht am selben Ort oder in unmittelbarer Nähe leben. Sie kann belegen, dass der Zusammenhalt auch bei räumlicher Trennung besteht, allerdings bei grösser werdender Distanz sich eher finanziell als zeitlich zeigt. Damit beschreibt sie eine direkte Verbindung zwischen Räumen, Nähe und Distanz und solidarischem Verhalten im Familienverbund und darüber hinausgehenden Netzwerken.
Madörins Anmerkungen zur Care Arbeit belegen (2018; 2019; 2021), wie die wirtschaftliche Ordnung Zentrums- und Peripherie-Konstellationen verfestigt. Sie baut auf die Logik wirtschaftlicher Dynamiken so genannter «progressiver» und «stagnierender» Sektoren auf, wobei Bildung und Pflege, die vor allem mit Care Arbeit verbunden werden, zum stagnierenden Sektor gezählt werden, da sie vor allem Zeit brauchen und nicht gewinnorientiert ausgelegt sind. Steigende Nachfrage in diesem Bereich geht immer auch mit steigenden Kosten einher, welche der (Sozial-)Staat trägt – genau dafür fehlt ein wettbewerbsfähiges Business-Modell, das verhindern könnte, dass Care Arbeit aufgrund der Wettbewerbsnachteile weiterhin und verstärkt un- oder unterbezahlt verrichtet werden müsste. So, darauf weist Madörin (2021) hin, steigen Kosten für Leistungen insbesondere in peripheren Gebieten und können von Menschen mit niedrigen Einkommen, die in diesen (ländlichen oder städtischen) Gebieten leben, nicht mehr bezahlt werden. Dies führt wiederum zum Verschwinden von personenbezogenen Dienstleistungen. Sie beschreibt damit sozioökonomische Folgen, die sich als Resultat eines ökonomischen Mechanismus in Verarmung und Verödung von Regionen niederschlagen und sich wiederkehrend in ganz bestimmten lokalen Verhältnissen – Peripherien – finden.
Neben der Zentrum-Peripherie-Problematik prägt die globale Vernetzung als grundlegende räumliche Konfiguration unser Nachdenken über den Wandel der Sozialen Frage – Raum und Sozialstrukturen, erklärt der Netzwerktheoretiker Herbert Schubert (2021), entstehen in einem gegenseitigen dialektischen Prozess, der sowohl durch die Handlungen von Akteuren im Netzwerk («Software») wie auch die «Hardware» im Sinn von Gebäuden, Raumprogrammen, materieller und immaterieller Ausstattung, bestimmt ist. Die Bedeutung von einzelnen Orten wird durch Austauschprozesse im Netzwerk definiert. Die Soziale Frage nach der Einbettung von Personen in Netzwerke ist also zweifach bestimmt: durch ihre soziale Position sowie durch konkrete Orte, bspw. den Wohnstandort. Auf diese Weise können Phänomene gespaltener Städte aber auch doppelter individueller Benachteiligung erklärt werden (Schubert 2021).
In der Betrachtung räumlicher Bilder bleibt auch in der Bearbeitung Sozialer Fragen der Zukunft das Territorium des Nationalstaats nicht unbeleuchtet, besonders im Hinblick auf neue Formen der Solidarität: Als souveräner, politisch handlungsfähiger Akteur ist er weiterhin die Grundlage für Sozialpolitiken unterschiedlicher Ausprägung. Die bestehende nationale Solidarität allerdings, schreibt Kleger (1997; 2021), ist in veränderlichen Relationen zu denken, sie ist erweiterungsfähig: durch europäische und globale Mindeststandards in Politik, Ökologie und dem Sozialbereich kann sie supranational weitergedacht werden, ohne sich selbst relativieren zu müssen.
Wenngleich Perspektiven des globalen Südens in diesem Beitrag nicht das zentrale Thema ist, womit sozusagen die Scheuklappen der hier aufgeführten Auseinandersetzungen identifiziert werden, so werden doch die Auswirkungen globaler Entwicklungen auf diese Länder bzw. Staatenbünde immer wieder thematisiert. Die global ungleiche Verteilung von Ressourcen aber auch Gefahren und Risiken, wie Gerhold (2021) schreibt, bringt unterschiedliche lokale Phänomene und Strategien hervor, die in Bezug auf die Soziale Frage im Sinn von Verteilung und Gerechtigkeit gelesen werden. Gemeinsam ist allen hier diskutierten Ansätzen, dass sie das Bild des einen blauen Planeten, der unser Auskommen bedingt und gleichzeitig einschränkt, einbeziehen, indem sie globale Entwicklungen darlegen und einbinden, wenn es um die Einschätzung und das Erklären von lokalen Veränderungen, individuellen Lebenssituationen und die Bearbeitung der Sozialen Frage vor Ort geht.
4. Alte und neue Konfliktlinien
Im 19. Jahrhundert, als Marx und Engels die Zustände im später so genannten «Manchesterkapitalismus» zum Ausgangspunkt ihrer Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse nahmen, lag der gesellschaftliche Grundkonflikt relativ offen zu Tage: Er verlief zwischen denen, die durch einen Prozess ursprünglicher Akkumulation in den Besitz von Kapital gekommen waren und jenen, die lediglich ihre Arbeitskraft besaßen und von daher auf deren Verkauf angewiesen waren. Kronauer (2021) zeigt, wie dieser Grundkonflikt im Laufe der letzten zweihundert Jahre seine Gestalt veränderte, an Komplexität gewann und dennoch historisch als wichtiger Teil einer Analyse der sozialen Ungleichheit Bestand hat. Standen also am Anfang Phänomene wie die Pauperisierung großer Anteile der vom Land in die Städte migrierenden Bevölkerungsteile und deren doppelte Freisetzung im Zentrum, sieht Kronauer (2021) heute in der von Castel (2000) in die Debatte eingeführten Figur der Zonen der Arbeitsgesellschaft die moderne Variante des einstigen Pauperismus. Das heisst, neben der binären Unterscheidung von Kapital-Besitzenden und zum Verkauf ihrer Arbeitskraft Gezwungenen tritt eine differenzierte Skala von Teilhabe über Erwerbsarbeit von gesicherter Integration bis zu unterschiedlichen Formen der Prekarität und Entkopplung von zentralen Mechanismen der Sozialen Frage. Neben der Ausdifferenzierung dieses Grundkonflikts der Sozialen Frage beschäftigt uns aber hauptsächlich die Rahmung dieses Konflikts durch neu hinzutretende Konfliktlinien. Während Migration von Anbeginn der Moderne zentraler Bestandteil der Konflikte war, die sich vor allem in den Wirtschaftsboom-Jahren nach dem Weltkrieg in Form der «Gastarbeit» in Westeuropa zeigten, legt Nadia Baghdadi (2021) ihrer Analyse ein Bild einer postmigrantischen Gesellschaft zugrunde, in der die ehedem Migrierten und noch mehr ihre Nachkommen nicht mehr alleine um die pure soziale und strukturelle Integration kämpfen, sondern neue Formen der Missachtung und Ausgrenzung zum Thema machen. An die Stelle von diasporischen Positionierungen der Migrationsgenerationen mit ihrem Bezug zu den Auseinandersetzungen der Herkunftsgesellschaften tritt zunehmend der Anspruch auf Teilhabe in der Gesellschaft der Ankunft. Dies schafft neue Teilhabeansprüche auf Seiten der Nachkommen der einstigen Migrant*innen, die zu neuen Konflikten führen können, die sich neben den weiter bestehenden Erfahrungen der Ausgrenzung auch auf die symbolische Ebene der Integration beziehen. Die Ausdifferenzierung und der Wandel der Formen gesellschaftlicher Integration in Form von Individualisierung bilden den Ausgangspunkt für weitere Konfliktlinien, die die neuen sozialen Fragen komplexer werden lassen. Wenn Generationen- und Familienbeziehungen sich wandeln und ausdifferenzieren, so fragt sich etwa Isengard (2021), wie entwickeln sich dann familiale und extrafamiliale Unterstützungsleistungen? Der demographische Wandel, der sich abzeichnet, stellt auch den Sozialstaat vor neue Fragen, etwa hinsichtlich des Wandels der Solidaritätsbeziehungen über Generationen hinweg.
Kleger sieht neue Konflikte entlang der Frage, welche Formen von Solidarität möglich sind, wenn die Bedeutung des Nationalstaats abnimmt und gleichzeitig supranationale Strukturen unter einer Renationalisierung sozialer Fragen leiden. Dass dies nicht nur eine Frage des traditionellen Sozialstaats ist, zeigt die Diskussion um die Organisation von Care: Madörin (2021) zeigt auf, wie die «Lösung» von Care-Fragen in der Schweiz eng mit Genderfragen verknüpft ist und zudem neue soziale Fragen in den Herkunftsländern der transnationalen Care-Arbeiterinnen auslöst.
Eine weitere zentrale Konfliktlinie, die die «klassische» Soziale Frage überformt, ist die Frage nach dem Erhalt der physischen und biologischen Grundlagen gegenwärtiger Lebensweisen wie oben schon angedeutet. Lorenz (2021) stellt sozialökologische Fragen neben die «klassischen» sozialen Fragen der Ungleichheit und plädiert für eine klare analytische Trennung der beiden Konfliktlinien: sozialökologische «Lösungen» dürften nicht vorschnell mit ihrem Lösungspotenzial für soziale Ungleichheit vermischt werden
, sondern müssten in ihrer je eigenen Logik analysiert werden, bevor die Folgen und Nebenfolgen für die Soziale Frage erörtert werden können. Damit kommen auch wieder globale Zusammenhänge in den Blick, die bislang durch eine Verschiebung der Problemanalyse in den globalen Süden abspaltbar waren und Phänomene wie neue Stellvertreterkriege einerseits und asymmetrische Kriegsführung andererseits erst möglich machen.
5. Gesellschaftliche Aushandlung und Demokratie
Wie oben ausgeführt wurde, treffen in Form von alten und neuen Konfliktlinien neue Interessen, Interessensgruppen und Anliegen aufeinander. Mit unterschiedlichen, auch neuen Formen gesellschaftlicher Aushandlung haben wir es demnach dann zu tun, wenn es um Netzwerke und die dialektischen Prozesse der Einbettung (Schubert 2021), um den Zusammenhalt und Solidarität zwischen Generationen innerhalb und ausserhalb von Familien (Isengard 2021) oder die begrenzten Möglichkeiten der Beteiligung von Migrant*innen in der postmigrantischen Gesellschaft (Baghdadi 2021) geht. Auch sind zukünftig Auseinandersetzungen darüber zu erwarten, welche gesellschaftlichen Herausforderungen prioritär behandelt werden sollten oder ob diese gemeinsam anzugehen sind: Geraten möglicherweise ökologische und soziale Fragen in Konkurrenz zueinander (Lorenz 2021)? Wird die Soziale Frage nach einer zukünftigen Einbindung von Care Arbeit in das Wirtschaftssystem zugunsten anderer sozialer Fragen zurückgedrängt (Madörin 2021)? Oder gelingt es jenseits des Ringens um tagespolitische Aufmerksamkeiten sich über gesellschaftliche Dynamiken auseinanderzusetzen, die solche ineinander verwobenen Krisen antreiben? Maihofer (2021) bringt diesbezüglich auf den Punkt, dass erst der Gesamtblick über alle gesellschaftlichen Bereiche und die kritische Analyse von allen Formen von Diskriminierung, Ausbeutung und Missachtung ermöglichen würde, eine emanzipatorische Praxis zu entwickeln, die nachhaltig zu einer Überwindung der Verhältnisse führen kann.
Eine institutionalisierte Form gesellschaftlicher Aushandlung lässt sich in der Demokratie als Staatsform erkennen. Eng verbunden mit der Idee des Wohlfahrtsstaates nehmen Kleger (2021) und Schubert (2021) auf, wie Entwicklungen der Globalisierung und Digitalisierung demokratie- und sozialverträglich gestaltbar sind, wenn in der Gesellschaft über lokale und regionale Zusammenhänge hinaus auch europäische bzw. internationale Anliegen miteinander verknüpft werden.
Demgegenüber stehen kritische Ansätze, wie die Ausführungen von Baghdadi (2021) belegen, dass nämlich die Demokratien auch eine Gleichheit in Aussicht stellen – diese in der postmigrantischen Gesellschaft aber nicht einzulösen vermögen. Ähnliches beschreibt auch Schindler (2021), sie erklärt entlang einer Studie, wie die extremen rechtspopulistischen Parteien in europäischen Demokratien u. a. unter Berufung auf die Soziale Frage stärker werden konnten – wenngleich sie de facto den Wohlfahrtsstaat für alle Lohnabhängigen (nicht nur wie rhetorisch ausgereizt für bestimmte ethnische Gruppen) reduzieren und die Werte der Nation, der Demokratie zum Nutzen von einigen wenigen, vor allem Unternehmer*innen, zu drehen vermögen.
Dass ein Zusammenhang zwischen politischer und zivilgesellschaftlicher Partizipation besteht, belegt Kronauer (2021). Beide Formen seien in der Gesellschaft ungleich verteilt, was eng mit den verfügbaren sozialen und ökonomischen Ressourcen zusammenhänge. Ungleichheiten innerhalb der Gesellschaft führen zu einer Konzentration ökonomischer Macht, die sich politischer Beschränkung zunehmend entziehen kann. Die (partei-)politischen Reaktionen darauf zeigen jedoch weniger eine ausgleichende Kraft hin zu einer sozial gerechteren Gesellschaft, sondern «exkludierende Solidarität» (Schindler 2021), die bestimmten Interessensgruppen und ihrem Machterhalt dient.
6. Privatheit und Öffentlichkeit
Das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit verschiebt sich seit dem Aufkommen der Sozialen Frage im 19. Jahrhundert und der zunehmenden Implementierung sozialer Rechte, für die der Staat oder andere wohlfahrtsstaatliche Institutionen Sorge tragen. Dies wird insbesondere an der Veränderung der Bilder über die Familie und des Verhältnisses von Staat und Familie deutlich. Dabei lässt sich eine doppelte Bewegung beobachten, in der sich einerseits die Privatheit der bürgerlichen Kernfamilie durchsetzt, sodass Eingriffsrechte von staatlicher Seite kritisch betrachtet werden. Auf der anderen Seite wird die Familie in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung immer stärker in die Pflicht genommen (Donzelot 1988). Dadurch steigen die impliziten Ansprüche an die Familie, zum Beispiel in Hinblick auf gute Ernährung, gute Bildung, gute Erziehung etc. Familie bleibt zwar eine private Sphäre der Selbstdisziplinierung und Selbstregulation, über die aber in gesellschaftlichen Diskursen und damit öffentlich immer stärker gerungen wird. Dies zeigt sich auch in der Solidarfunktion, wie sie von Isengard (2021), vor dem Hintergrund einer zunehmenden Multilokalität der Familien, untersucht wird. Trotz des gesellschaftlichen Wandels erweist sich hier die Familie und ihre intrafamiliale Solidarität als robust gegenüber den gesellschaftlichen Prozessen der Individualisierung, Globalisierung und Transnationalisierung. Sie verweist aber auch darauf, dass Solidarität nicht allein über verwandtschaftliche Beziehungen generiert wird, sondern auch solche Personen, die nicht in familiale Netzwerke eingebunden sind, durch andere Beziehungsnetzwerke mit Solidaritätsressourcen rechnen können (Schubert 2021).
Mit der Frage der familialen Solidaritätsleistungen sind aber auch gravierende ökonomische Herausforderungen verbunden, auf die Madörin (2021) hinweist. Sie untersucht die entweder unbezahlte oder schlecht bezahlte, aber weitgehend von Frauen geleistete Care Arbeit im Kontext der kapitalistischen Gesellschaftsstruktur. Sie zeigt auf, wie sich im Rahmen des kapitalistischen Business-Modells Care Arbeit gegenüber anderen Konsumgütern immer stärker verteuert. Das führt dazu, dass auf der einen Seite ein starker Kostendruck im (ohnehin kleineren) bezahlten Teil der Care Arbeit entsteht, der auslöst, dass die Arbeit nur noch massenförmig erbracht werden kann. Da in diesem Care-Bereich jede Effizienzsteigerung zu Lasten derjenigen geht, die diese Leistung erbringen, oder derjenigen, die als Nutzer*innen dieser sozialen Dienstleistungen von diesen abhängig sind (d.h. ältere Menschen, Menschen mit Pflegebedarf, mit Beeinträchtigungen oder Kinder und Jugendliche), führt dies unweigerlich zu einem Qualitätsverlust. Darunter leiden insbesondere die ärmeren Bevölkerungsgruppen, die kaum eine andere Wahl haben, als diese Care Arbeit selbst zu übernehmen. Da es sich andere Bevölkerungsgruppen hingegen leisten können, Care Arbeit auf hohem Niveau zu bezahlen, haben diese ökonomischen Entwicklungen im Care-Sektor unmittelbare und dramatische Auswirkungen auf die persistierende und sich verschärfende soziale Ungleichheit. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, plädiert Madörin (2021) dafür, dass Teile der bislang unbezahlten Sorge- und Versorgungswirtschaft zukünftig bezahlt werden müssen.
Insbesondere in diesem Viereck des Verhältnisses der Sorgearbeit, der Familie, der Geschlechter und des Staates hat die Soziale Frage in den letzten zwei Jahrhunderten zu massiven Verschiebungen geführt. Dabei ist, wie die hier skizzierten Diskussionen zeigen, keineswegs mit einer Beruhigung dieser Dynamik zu rechnen, was sich am Beispiel der Kinderbetreuung und Altenhilfe in den letzten Jahrzehnten spiegelt.
7. Perspektiven der Sozialen Arbeit auf die Vervielfältigung und Überschneidungen sozialer Fragen
Die umrissenen Entgrenzungen sozialer Herausforderungen und die sich verändernden Formen ihrer Bearbeitung legen auch eine diskursive Öffnung der Sozialen Arbeit nahe. Wie wir dargelegt haben, lassen sich Verschiebungen in unterschiedlichen Dimensionen des gesellschaftlichen Zusammenlebens feststellen, darunter solche zwischen Sicherheit und Risiko, alten und neuen Konfliktlinien, Formen gesellschaftlicher Aushandlung und zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Die Rück- oder Engführung einer Sozialen Arbeit auf sich selbst als wissenschaftliche Disziplin, die sich seit den 1970er Jahren etablierte (Böhnisch/Schröer/Thiersch 2005: 16) war zu ihrer Zeit möglicherweise notwendig und sinnvoll. Auch ihre Bindung an die Entwicklung von Sozialstaaten und ihre langjährige Tätigkeit in bestimmten Arbeitsfeldern wie den Erziehungshilfen oder der Gemeinwesenarbeit ist nachvollziehbar, durch diese Verschiebungen aber längst nicht mehr selbstverständlich gegeben (ebd.: 14). Angesichts der oben nachgezeichneten Entwicklungen ist viel eher eine Offenheit gegenüber anderen relevanten Wissenschaftsdiskursen gefragt, ohne dabei ihre eigene Fragestellung aufzugeben (ebd.: 16). Die Chance der Sozialen Arbeit, sich als «Interdisziplin» zu positionieren, was ihr rückblickend nicht fern liegen dürfte, könnte darin liegen, agil immer wieder aufs Neue die «Soziale» Frage nach der Ausgrenzung und Inklusion, der Solidarität und Exklusion, dem lokalen Zusammenleben und seinen globalen Einflüssen darauf zu stellen. Sie kann dann nicht zur – problematischen Entwicklungen nachgelagerten – «Reparaturwerkstatt» werden, die nur zuständig für die Beschwerden von Individuen oder kleinen Gruppen eingesetzt wird, sondern schliesst aktiv an Trends und Diskurse an, gestaltet diese mit und nutzt auch politische Handlungsspielräume. Wichtig dabei dürfte sein, dass sich die Soziale Arbeit sowohl als Profession wie auch als Disziplin nicht mit einer erneuten «Last der grossen Hoffnungen» belädt, wie sie Burkhard Müller für die 1980er beschrieben hat (1991), sondern klug Gelegenheiten nutzt, sich in die gesellschaftlichen Debatten um die Megatrends einzubringen. Diese sind nicht nur auf der Ebene der grossen Lösungen zu finden, sondern ebenso im Lokalen, an den «neuen» Schnittstellen des Privaten und des Öffentlichen – quasi im «Handgemenge» der lokalen und regionalen «policy practice» (Gal/Weiss-Gal 2020). Die Soziale Arbeit leistet dann einen adäquaten, zukunftsgerichteten Beitrag, wenn sie der Interdisziplin gerecht wird, Anschlussstellen wie auch Widersprüche aufzeigt, Akteure zusammenführt, unverbundene Diskurse einander übersetzt und die sozialen Fragen immer auch dann stellt, wenn sie beantwortet zu sein scheinen.
Dies setzt aber voraus, dass sich die Soziale Arbeit ihrer Verwobenheit mit der Entwicklung des Sozialstaats auch im Hinblick auf die Frage nach der Solidarität vergewissert. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der vielfältigen Diagnosen zum Wandel gesellschaftlicher Solidarität wird oft eine «neue» Solidarität als Lösungsansatz für die «neuen» sozialen Fragen propagiert. Ob es nun um den Wandel des Verhältnisses von Erwerbs- zu Sorgearbeit oder um die drängenden ökologischen Fragen geht, in vielen Fällen scheinen neue Formen der Solidarität gefragt, die im bisherigen Sozialstaat (noch) nicht verankert sind. Aber am Beispiel der Sozialen Arbeit lässt sich zeigen, wo dies problematisch werden kann: Folgt man der Lesart, die Geschichte der Sozialen Arbeit eng mit den historischen Kämpfen um die Soziale Frage zu verbinden, wie z.B. Susanne Maurer vorschlägt (2018), kommt man nicht umhin, diese «neu» zu erfindende Solidarität einer kritischen Spiegelung zu unterwerfen. Zum einen scheint diesen bisherigen Entwürfen zumindest implizit ein weitgehendes Konsens- oder Harmoniemodell von Gesellschaft zugrunde zu liegen, das eben nicht von gesellschaftlich widerstreitenden Interessen ausgeht, sondern von einer gemeinsamen Betroffenheit manchmal nicht weiter bestimmter «aller» ausgeht, die dann wiederum in expert*innengeleitete «rationale» Lösungen in Form neuer Solidaritäten mündet. Für die Soziale Arbeit eignen sich solche Vorstellungen nur bedingt als Leitbilder, deutet man die Geschichte der Entstehung des Wohlfahrtsstaats und die Professionalisierung der Sozialen Arbeit als Durchsetzung sozialer Rechte für immer weitere gesellschaftliche Gruppen (Marshall 1950). Denn die Rede von neuen Solidaritäten verdeckt einen wichtigen Punkt in der Debatte um mögliche Rollen Sozialer Arbeit bei der gesellschaftlichen Bearbeitung der «neuen» sozialen Fragen: ihre Verstricktheit und Positioniertheit in gesellschaftlichen Strukturen, die weitgehend eine Auseinandersetzung mit den weiter oben diskutierten, neu aufscheinenden Konstellationen gesellschaftlicher Akteur*innen erschwert.
Wenn Solidarität die Antwort ist, welche Rolle sollte dann Soziale Arbeit haben – ausser, polemisch gesprochen, das umzusetzen, was mächtige Akteur*innen bereit sind, abzugeben? Am Beispiel der Settlement-Haus-Bewegung, die einen wichtigen Bezugspunkt für die Entwicklung der Sozialen Arbeit als Disziplin und Profession darstellt, lässt sich zeigen, wie der Gedanke der Solidarität die Grenzen der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, einer Nation, einer lokalen Gemeinschaft überschreiten kann (Köngeter/Lau 2021). Die Settlement-Haus-Bewegung war – in Teilen zumindest – daran orientiert, die notwendige Solidarität über die gesellschaftlichen Grenzen (zwischen Klassismen, Nationalismen, Rassismen, etc.) hinweg in eine neue Form der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zu überführen. Sie waren soziale Reformer*innen – nicht im pejorativen Sinne der ständigen Nachjustierung bestehender sozialstaatlicher Instrumentarien zum Nachteil derjenigen, denen diese nützen sollen – sondern sie hatten eine Transformation gesellschaftlicher Verhältnisse im Blick. Eine neue Legitimierung Sozialer Arbeit mit dem Rückbezug auf neue Formen der Solidarität zu begründen, scheint deshalb eher ein Rückschritt hinter die Errungenschaften der sozialen Rechte und der damit einhergehenden Erwartbarkeit von Leistungen. Vielmehr bietet sich ein Begriff von Solidarität an, der damit ein Projekt der sozialen Entgrenzung bezeichnet (Lessenich 2019). Dieses Projekt ist kooperativ ausgerichtet, weil es um die gemeinsame Überbrückung der alten und neuen Grenzziehungen der sozialen Frage(n) geht. Es ist performativ, indem es seinen Fokus auf das konkrete Verändern legt. Und es ist schliesslich transformativ, da die Struktur der Demokratie selbst verändert wird (ebd.). Dieses Projekt sagt als Projekt der sozialen Entgrenzung also den herrschenden Verhältnissen der ungleichen Verteilungsordnung und der Beschränkung von Teilhabe den Kampf an. Gleichzeitig sagt es aber auch einem Subjektverständnis der Moderne den Kampf an, das eine Emanzipation der gesellschaftlich Ausgegrenzten gegen eine aus dem gesellschaftlichen Zusammenhang externalisierten «Umwelt» ausspielt (ebd.). Insofern geht es also um «Science and Politics of Landing on Earth» (Latour/Weibel 2020), einer solidarischen Wissenschaft und Politik, die diese Verwobenheiten sozialer Fragen ernst nimmt und neue Praktiken transformativer Solidarität entwirft. Darin könnte die Soziale Arbeit einen Teil einer Antwort darstellen.
Literatur
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[i] Dieser Beitrag basiert auf dem Schlusskapitel des gerade im Berliner Verlag Frank & Timme erschienen Bandes «Soziale Frage(n) der Zukunft.» Transposition – Ostschweizer Beiträge zu Lehre, Forschung und Entwicklung in der Sozialen Arbeit, Bd. 10.