Vor hundert Jahren hat Rosa Luxemburg als erste versucht, die Reproduktion des Kapitals in einer weiter gefassten Perspektive und auf einer breiteren Basis zu verstehen, als dies Marx getan hatte, und zwar unter Einbezug der Kolonien. Sie fand, dass sich die ursprüngliche Akkumulation fortgesetzt hat in der Art und Weise, wie die BäuerInnen und der Agrarsektor in das kapitalistische Ausbeutungssystem integriert wurden. Trotzdem zog sie damals nicht die logischen Schlüsse aus ihren Beobachtungen. Dies wurde erst zwei Generationen später von den Feministinnen der Bielefelder Schule gemacht, indem sie das Konzept einer „fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation“ definierten und diese in Bezug zur Frauenfrage stellten, wobei sie Bauern und moderne Hausfrauen miteinander verglichen. Dieses Konzept benutzten sie für eine vollkommen neue Interpretation der Reproduktion des Kapitals und dessen globaler Akkumulation, indem sie sich auf Beziehungen der Produktion ausserhalb der proletarischen Lohnarbeit bezogen, nämlich die Beziehung zur Natur, die Entwicklung der Produktivkräfte und das Patriarchat, eingeschlossen dessen neue Definition durch die „Kritische Patriarchatstheorie“, die an der Universität Innsbruck entwickelt wurde. So sind sie in der Lage, die Anomalien der kapitalistischen „Entwicklung der Unterentwicklung“ und deren gegenwärtige globale Krise zu erklären, die sich aufgrund der geplanten allumfassenden Zerstörung der Natur im Namen einer angeblich besseren Welt des kapitalistischen Patriarchats vollzieht.
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Es war 1976, als ich mithilfe Rosa Luxemburgs meine erste eigene theoretische Entdeckung machte. Sie sollte weitreichende Folgen haben. Es handelt sich um den neuen Begriff der „fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation“ (Werlhof 1978).
Bis dahin gab es nur den Begriff der „ursprünglichen“ oder „primitiven Akkumulation“ von Karl Marx (Marx 1974a). Er erfasste das Faktum der gewaltsamen Enteignung der bäuerlich-handwerklichen Bevölkerung Europas im Zuge der Kapitalbildung zu Beginn der Neuzeit. „Schmutz- und bluttriefend“ komme auf diese Weise das Kapital zur Welt, so Marx. Der Raub der Produktionsmittel, ihre „Trennung“ von denen, die mit ihnen arbeiteten, und deren Unterwerfung – zuletzt in den Bauernkriegen des 16. Jh. – sowie die Überführung dieser Produktionsmitttel, nämlich des Bodens, in die Verfügungsgewalt einer neuen Klasse von Eigentümern, wurden die Grundlagen der modernen Ökonomie. Für Marx war damit die Sache im Prinzip erledigt, denn von nun an fand die prinzipielle Umwandlung bäuerlicher und handwerklicher Produzenten in „freie Lohnarbeiter“ bzw. Proletarier statt, die schließlich „doppelt frei“, sowohl frei von Produktionsmitteln wie auch frei zum Verkauf ihrer Arbeitskraft waren. Deshalb war für Marx die ursprüngliche Akkumulation vor allem eine historische Phase, die dann auch mehr oder weniger abgeschlossen war. Damit galt sie als die Phase einer quasi vorgelagerten Akkumulation, die vor derjenigen der eigentlichen Kapital-Akkumulation lag, also derjenigen auf der Basis der proletarischen Lohnarbeit und Fabrik. Und während die Lohnarbeit auf indirektem, „ökonomischem Zwang“ beruht, der nicht mehr der Peitsche bedarf, war es nach Marx „das Geheimnis“ der ursprünglichen Akkumulation, dass sie auf direktem, politischem Zwang beruhte, nämlich dem Raub mittels Gewalt und Krieg.
In späteren Debatten über die ursprüngliche Akkumulation und ihre Fortsetzung wurde immer wieder betont, dass es sich dabei auch heute um eine noch vor-kapitalistische Form der Akkumulation handele (z.B. Frank 1977). Die Denkfigur dafür war nach wie vor: Da die Bauern und Handwerker noch nicht in Lohnarbeiter bzw. eine „industrielle Reservearmee“ verwandelt worden sind, kann von ihnen auch kein Beitrag zur genuin kapitalistischen Akkumulation kommen.
Wie die Geschichte und die Einbeziehung weiterer ProduzentInnen sowie Weltgegenden in die Betrachtung der kapitalistischen Produktions- und Akkumulationsweise zeigte, entsprach diese Einschränkung auf eine „historische“ im Sinne von „vergangener“ Phase ursprünglicher Akkumulation jedoch nicht der Realität. Rosa Luxemburg war die Erste, die darauf hinwies, dass die Phase der ursprünglichen Akkumulation im Weltmaßstab auch zu Anfang des 20 Jh. keineswegs abgeschlossen war, es also eine Art „Fortsetzung“ ursprünglicher Akkumulation gab (Luxemburg 1913). Sie hat damit die Diskussion über eine erweiterte Definition der „Reproduktion des Kapitals“, also des Kapitalismus als Produktionsweise eröffnet.
Wir haben es nun, 100 Jahre nach Luxemburg, daher mit zwei Themen zu tun: der Debatte um die kapitalistische Produktionsweise und ihren wirklichen Charakter, die Luxemburg im 20. Jh. begonnen hatte, und der Debatte um die kapitalistische Produktionsweise und ihre „Krise“ im 21. Jh., insofern sie an Luxemburg anschließt. Und genau das tut sie.
In beiden Fällen geht es dabei um die Formen der Kapitalakkumulation, gerade auch diejenige im Bereich der sog. ursprünglichen Akkumulation. Es zeigt sich, dass die Widersprüche, die in dieser Hinsicht vor 100 Jahren von Rosa Luxemburg entdeckt wurden, heute keineswegs verschwunden oder historisch überholt sind. Sondern sie haben sich ganz im Gegenteil dazu ausgebreitet, verstärkt, in vielen Formen auch außerhalb des Agrarsektors manifestiert, ja sind sogar erkennbar geworden als die generelle, „logische“ Grundlage des Kapitalismus als Weltsystem schlechthin.
Die Rolle der Kolonien
Rosa Luxemburg war in ihrem Hauptwerk „Die Akkumulation des Kapitals“ von 1913 (Luxemburg 1913) schon dabei, die Marx’ sche Analyse in dieser Hinsicht zu erweitern, und zwar vor allem auch geographisch bzw. geopolitisch. Mehr als Marx war sie sich der Bedeutung der Kolonien für die Entwicklung dessen bewusst, was wir heute das „kapitalistische Weltsystem“ (Wallerstein 1979) nennen. Das heißt, sie ließ die noch eher eurozentrische oder gar teilweise nationalstaatliche Perspektive von Marx und ihrer Zeit hinter sich, und beschäftigte sich detaillierter mit der Art, wie die Kolonien von Anfang des Kapitalismus an in die Ausbeutung und damit die „Reproduktion des Kapitals“ einbezogen wurden, ohne sie zuvor in „moderne“ Gesellschaften mit Fabriken und Lohnarbeitern verwandelt zu haben.
Die beiden zentralen Fragen, die uns zunächst vor allem beschäftigen, sind: 1. die dabei zu beobachtenden Produktionsverhältnisse, und 2. ihre Bedeutung für die Kapitalakkumulation.
So schilderte Luxemburg z.B. im Falle Ägyptens, wie die dortigen Subsistenzbauern, also solche, die sich vornehmlich der Selbstversorgung und nicht der Warenproduktion widmeten, mit Gewalt in die Akkumulation integriert wurden und dafür keineswegs zuvor am Warenmarkt oder gar am Arbeitsmarkt beteiligt gewesen zu sein brauchten. Das Mittel dafür war das Geld, und zwar in Gestalt des Kolonial-Kredits, der zur Folge hatte, dass die Arbeit in seine Rückzahlung hineinfloss und in immer größerem Ausmaß mobilisiert werden musste, um dies zu gewährleisten. Das alles ging auch ohne Lohnarbeitsregime, eine reguläre Warenproduktion und die Fabrik. Doch die „Nilpferdpeitsche sauste in voller Tätigkeit…“ (s. Werlhof 1985a/1991a)
Luxemburg beschrieb damit also koloniale Produktionsverhältnisse, in denen die Bauern zwar nicht von ihrem Land getrennt, aber keine autonome Verfügung darüber mehr hatten, und mit Gewalt zu einem Mehrprodukt gezwungen wurden, das ihnen nicht zugutekam. Es handelte sich also um eine Art von „unvollständiger“ ursprünglicher Akkumulation.
Darüber hinaus beschrieb sie die „klassische“ Form der „ursprünglichen Akkumulation“ in den Kolonien, die dort ebenso stattfand wie zuvor in Europa, nämlich das „Bauernlegen“ und die Aneignung des Landes durch die Kolonisatoren, z.B. in Form des Großgrundbesitzes und der Plantagenwirtschaft. Die „Anomalie“ im Vergleich zur kapitalistischen Produktionsweise als „Modell“ bestand hier darin, dass diese ursprüngliche Akkumulation aber nicht zur Lohnarbeit führte, sondern zu neuen Formen der Leibeigenschaft, Sklaverei und Zwangsarbeit, die mit dem Kapitalismus angeblich der Vergangenheit angehörten. (Vgl. die Diskussion über die „2.“ Leibeigenschaft in Polen, Dygo 2005).
Prozesse mehr oder weniger vollständiger und „fortgesetzter“ ursprünglicher Akkumulation erstreckten sich über Jahrhunderte und dauern bis zum heutigen Tag an. Bis vor kurzem waren immer noch die Hälfte der Weltbevölkerung Kleinbauern (Amin 2004). Erst das massive „Landgrabbing“ der letzten beiden Jahrzehnte macht ihnen mehrheitlich nun den historischen Garaus und beendet vorerst den Prozess einer „Fortsetzung“ ursprünglicher Akkumulation im Agrarbereich weltweit.
Die „Anomalien“ im Vergleich zu Marx’ eher auf Europa und die proletarische Lohnarbeit sowie die Fabrik konzentriertem Konzept der kapitalistischen Produktionsweise sind damit aber noch nicht zu Ende. Denn nicht nur dauerte die ursprüngliche Akkumulation allein im Agrarbereich an, und zum anderen werden die jetzt erst massenhaft vom Land „befreiten“ Bauern des Südens in ihrer Mehrheit im „regulären“ Lohnarbeitsbereich immer noch nicht – bzw. nicht mehr – gebraucht (Bales 2001). Denn das Land ist nun immer mehr in Händen von kapitalistischen Agrarunternehmern, die inzwischen industriell wirtschaften, dafür aber praktisch kaum mehr Arbeit, geschweige denn Lohnarbeit benötigen. Und im Norden – wie uns die gegenwärtigen weltweiten Flüchtlingsströme zu zeigen begonnen haben – werden sie ebenso wenig massenhaft in Proletarier mit „Normallohnarbeitsverhältnissen“ verwandelt (werden).
Was heisst Normalfall?
Damit stellt sich als weitere Frage die nach der Rolle der sog. „Entwicklung der Produktivkräfte“, die uns im Weiteren noch gesondert beschäftigen wird. Zunächst geht es aber um die kapitalistischen Produktionsverhältnisse und ihre Dynamik, die nicht in Richtung der generellen Etablierung von proletarischer Lohnarbeit gegangen ist, wie es Luxemburg schon zu ahnen begonnen hatte. Denn der mit zunehmender Entwicklung angebliche Normalfall eines verallgemeinerten Verhältnisses von Lohnarbeit und Kapital, dem im Prinzip alle anderen Produktionsverhältnisse als „vorkapitalistische“ gewichen sind, trat nicht ein und tritt auch nach wie vor nicht ein. Dieser angebliche Normalfall war und ist für den Süden als der Peripherie des kapitalistischen Weltsystems auch für die Zukunft nicht zu erkennen, und selbst im Zentrum, dem Norden dieses Systems, schwindet der „Normalfall“ und weicht sog. prekären Verhältnissen, die denen des Südens sogar immer ähnlicher werden.
Heißt das also, dass der Kapitalismus sich gar nicht wirklich durchgesetzt hat oder gar verschwindet? Oder heißt es viel mehr, dass er ganz anders aussieht, als seine Analytiker es bisher gesehen haben? Sicher ist das Letztere der Fall. Es handelt sich darum, dass das Kapital nicht nur „schmutz-und bluttriefend“ zur Welt kam, wie Marx es formulierte, sondern genauso in der Welt weiter agierte und heute nach und nach die ganze Welt in Schmutz und Blut ertränkt. Damit erweist sich der Kapitalismus als ein Weg des Raubes und Krieges, der so schnell wie möglich verlassen werden muss. Die Utopie der Moderne ist heute erkennbar längst zur Dystopie geworden und das Versprechen eines Himmels auf Erden der Realität einer sich ausbreitenden Hölle gewichen (vgl. Werlhof 2012). Der Kampf an der theoretischen Front geht daher nun darum, wie das erklärt werden kann, und ob das von allen Beteiligten samt der zu ziehenden Konsequenzen erkannt und „eingesehen“ wird oder nicht.
Die „Unterentwicklung“
So kann die Debatte von heute aus gesehen zusammengefasst werden. Damals, in den 1970er Jahren und später lautete die Frage zunächst: Wenn der Kapitalismus Produktionsverhältnisse verwendet oder gar selbst hervorbringt, die so aussehen, als seien sie nicht kapitalistische, wie sind die dann zu begreifen? Wenn sie zur Kapital-Akkumulation beitragen, können sie weder vorkapitalistische geblieben, noch nicht-kapitalistische sein (Bennhodlt-Thomsen 1980 und 1981). Das ist das entscheidende Kriterium. Also stellt sich auch von dieser Seite her die schon von Luxemburg gestellte Frage nach der tatsächlichen „Reproduktion des Kapitals“ insgesamt.
Dabei formuliert Luxemburg die Frage nach dem Charakter der Produktionsverhältnisse allerdings noch nicht direkt: die nicht als Lohnarbeit verrichtete, aber dennoch in den Akkumulationskreislauf integrierte Arbeit, etwa der Subsistenzbauern in den Kolonien, hatte für sie nach wie vor einen von ihr immer wieder betonten „nicht-kapitalistischen“ Charakter. Sie hielt also das Problem für ein letztendlich vorübergehendes, bloß historisches, und konnte daher ihre Analyse als logische nicht vollenden.
Rosa Luxemburg hatte aber bereits den Schlüssel dafür in der Hand, nämlich den zur Klärung der Frage, was Kapitalismus denn nun wirklich sei, wenn man ihn insgesamt und in seinem weltweiten Wirken, das ihn ja von Anfang an charakterisiert, betrachtet. Denn durch Luxemburg kamen nicht nur empirisch, sondern auf die Dauer auch theoretisch neue Fragen auf den Tisch:
1. Was bedeutet es, dass der Kapitalismus nicht erst mit der Fabrik entstand, sondern eine lange historische Entwicklung hinter sich hat, die zumindest im Agrarsektor und in den Kolonien begann?
2. Was bedeutet es von der kapitalistischen Logik her, dass der Agrarsektor und die Kolonien auch später nicht in eine Welt verwandelt wurden, die der Fabrik und Europa als dem Zentrum bzw. „Modell“ der kapitalistischen Entwicklung glich? Statt einer solchen „Entwicklung“ trat nämlich die „Unterentwicklung“ ein, und zwar als das Ergebnis der Vernichtung der bisherigen Agrar-, Handwerks- und vorkolonialen Kultur/en durch ein kriegerisches kapitalistisches Kolonialsystem und die Durchsetzung der Dynamik „sich entwickelnder Produktivkräfte“ ohne nennenswerte Lohnarbeit. Und heute ist sogar zu ergänzen:
3. Was bedeutet es, dass die Entwicklung Europas selbst inzwischen in eine Art von Unter- oder De-Entwicklung kippt, die derjenigen der Kolonien ähnlich ist, sodass sich Peripherie und Zentrum immer mehr einander angleichen, aber umgekehrt als prognostiziert?
Die im Sinne von Marx’ Optimismus stehende These, die sog. 1., entwickelte Welt des Nordens zeige der 3., „unterentwickelten“ Welt des Südens das Gesicht ihrer Zukunft, dreht/e sich um. Heute wird immer klarer, dass der Norden wie der Süden zu werden begonnen hat, und dadurch gerade die angeblichen Anomalien des real existierenden Kapitalismus im Vergleich mit seinem Modell sich inzwischen durchgesetzt und verallgemeinert haben. Wir haben diese Tendenz schon früh als „Drittweltisierung“ der 1. Welt bezeichnet (Werlhof 1981, Werlhof u.a. 1983).
Rosa Luxemburg hat diese drei Fragen noch nicht beantwortet. Die 2. und 3. konnte sie aus historischen Gründen nicht beantworten, weil sie nicht lange genug lebte. Außerdem fehlte dem Marxismus damals ebenso wie noch heute (!) eine „ökologische“ Perspektive, also die systematisch gestellte Frage nach dem kapitalistischen Naturverhältnis (Werlhof 1083a). Ohne diese geraten nämlich die Folgen der Enteignung der „Produktionsmittel“ und der sog. “Entwicklung der Produktivkräfte“ nicht in den Blick (Davis 2004). Die 1. Frage hat Luxemburg aber gestellt und versucht zu beantworten, indem sie zwar eine Art von „Fortsetzung“ der ursprünglichen Akkumulation in den Kolonien und deren Bedeutung für die Reproduktion des Kapitals zur Debatte stellte. Gleichzeitig bestand sie aber wie Marx darauf, dass diese Form der Akkumulation eine vorkapitalistische sei, gerade auch, was die dazu gehörigen Arbeits- und Produktionsverhältnisse anging, eben weil sie durch offene Gewaltanwendung und nicht durch den indirekten Zwang moderner Warenproduktion und Lohnarbeit charakterisiert waren.
So hat Luxemburg zwar eine „Fortsetzung“ der ursprünglichen Akkumulation in den Kolonien festgestellt, die sie aber eher als zeitliche Verschiebung und weltweite Ausdehnung dieses Prozesses verstand, der auch in Europa stattgefunden hatte. Sie hat die Fortsetzung dieser Form der Akkumulation aber nicht als genuin den Kapitalismus selbst charakterisierende definiert, also als „logischen“ Bestandteil der Kapitalakkumulation. Das ist das zentrale Problem, vor dem Rosa Luxemburg stehen blieb.
Sie hat das Phänomen einer „fortgesetzten“ ursprünglichen Akkumulation daher auch nicht in anderen Bereichen als dem Agrarsektor gesehen, und sie hat vor allem noch nicht die vielen Formen, die die ursprünglichen Akkumulation und ihre Fortsetzung annahmen, erkennen und voneinander unterscheiden können. Genau das aber ist zwei Generationen später der Fall gewesen: die Erkenntnis, dass die Fortsetzung von Formen der ursprünglichen Akkumulation ein geradezu typisches und darüber hin aus allgemeines Phänomen der kapitalistischen Produktions- und Akkumulationsweise ist und immer war – also ein, wenn nicht sogar das grundlegende Charakteristikum ihrer Logik selbst.
Abhängigkeit des Kapitals von der Natur
Anlass für diesen Durchbruch war die Analyse der Frauenarbeit im Anschluss an die der Bauern im Kapitalismus.
Es handelt sich um das Problem des unmittelbaren Verhältnisses zur Natur allgemein und ihrer Verwandlung in Kapital, also das der sog. „Entwicklung der Produktivkräfte“, bevor sie als Industrie, also gewissermaßen nach der Natur, in Erscheinung treten können. Es geht also um die Frage der allgemeinen Abhängigkeit des Kapitals von der Natur und den direkt mit der Natur arbeitenden Produzenten, die es gibt, solange das Ziel, sich durch die Entwicklung der Produktivkräfte am Ende von aller Natur und damit der Abhängigkeit von ihr sowie ihren sog. „Schranken“ zu befreien, nicht erreicht ist oder nicht erreicht werden kann.
Neben der Extraktion von Bodenschätzen, etwa im Bergbau oder der Öl- und Gasförderung, gehören hierzu vor allem und immer zwei Bereiche: der Agrarsektor wegen der Produktion von Nahrungsmitteln und die Gebärtätigkeit der Frauen sowie die Aufzucht von Kindern wegen der „Produktion“ von Arbeitskräften. Nach Karl Marx ist ja das „Bevölkerungsgesetz“ nichts Geringeres als „das Gesetz der kapitalistischen Akkumulation“ schlechthin (Marx 1974b), denn auf der Ausbeutung der lebendigen Arbeitskraft beruht nach ihm der ganze Prozess der Kapitalbildung. Ohne Menschen und Nahrungsmittel kann gerade auch der Kapitalismus nicht existieren. Also gilt es zu sehen, wie der Kapitalismus mit dieser Frage, nämlich dem unmittelbaren Verhältnis zur Natur in Gestalt des Bodens sowie des weiblichen Leibes, umgegangen ist und weiter umgeht.
Hiermit tritt die Frauen- und Mütterfrage neben und parallel zur Agrar- und Bauernfrage ins Zentrum einer neuen, erweiterten Analyse des Kapitalismus. Dies ist weder bei Marx noch Luxemburg der Fall gewesen.
So sah Marx zwar den Widerspruch zwischen „Monsieur Le Capital und Madame La Nature“. Er hatte aber – wie fast alle Denker bis heute – keinen Zugang zur Frauenfrage als der nach dem Charakter des Kapitalismus als Produktionsweise aus dieser Perspektive, nämlich derjenigen einer „notwendigen“ und daher anzustrebenden „kapitalistischen Menschenproduktion“. Rosa Luxemburg, wiederum, hatte kein Interesse an der Frauenfrage, obschon es natürlich die sozialistische Frauenbewegung gab (z.B. Zetkin 1889). Aber diese war – und ist auch heute – nicht mit der Frage der Analyse des Kapitalismus als Akkumulations- und Produktionsweise, inklusive derjenigen der „Menschenproduktion“ und der Analyse von Nicht-Lohnarbeitsverhältnissen befasst, und zwar unter der Perspektive der Beteiligung von Frauen dabei (Werlhof 1983c). Sondern es ging in der sozialistischen Frauenbewegung und ihren Nachfolgerinnen vor allem um die Rechte der Frauen als Lohnarbeiterinnen sowie ihre Integration ins „Proletariat“ als der angeblich einzig „produktiven“ gesellschaftlichen Klasse und deren „revolutionäre“ Bewegung. Immerhin vertrat Luxemburg hier mit ihrer These von der „Spontaneität der Massen“ (vgl. Luxemburg 1970) einen eher an Frauen orientierten politischen Ansatz, der gerade für den Anfang von Rebellionen und revolutionären Bewegungen stimmt, die fast immer von Frauen initiiert wurden (Federici 2012). Die Diskussion darüber, was es – etwa für diese Spontaneität – bedeutet, wenn danach Männer eine „Führung“ der Bewegung installieren und übernehmen, zeigt, wie nahe Luxemburg der Frauenfrage politisch – wenn auch nicht ökonomisch oder theoretisch – war, ohne es selbst zu reflektieren (vgl. allg. Neusüß 1992).
Es war also vor allem die Frauenfrage, die uns, zwei Generationen nach Rosa Luxemburg, in der Analyse voran brachte, und zwar in Anknüpfung an ihre Arbeit als der Suche nach einer Antwort über die realen Formen der Reproduktion des Kapitals.
Die Entdeckung der Hausarbeit
Erst die neue Frauenbewegung ab der späten 1960er Jahre stellte die Fragen, die vorher ausgelassen worden waren, weil sie als vorkapitalistische Relikte galten, die bald verschwinden würden: Es handelte sich v.a. um die Hausarbeitsfrage, und zwar im Zusammenhang mit der Gewaltfrage und der Mütterfrage. Dabei ging es um eine erweiterte Analyse der kapitalistischen Produktionsweise und nicht um die Fragen der bürgerlichen Frauenbewegung, die sich etwa mit „Frau und Familie“ oder „Frau und Gesellschaft“ befasst hatte, aber nicht mit ihren kapitalistischen Voraussetzungen und Konsequenzen.
Im Zentrum standen nun die Hausarbeit als etwaiger Bestandteil der kapitalistischen „Produktionsverhältnisse“ und ihres eventuellen Beitrags zur Kapitalakkumulation – der ursprünglichen, fortgesetzten ursprünglichen oder sonstigen – einerseits, und ihr Zusammenhang mit der „Entwicklung der Produktivkräfte“ andererseits:
- Was bedeutete es, dass Frauen mitten im Kapitalismus und Lohnarbeitsregime grundsätzlich so gut wie immer auch und vor allem un-entlohnte Arbeit leisteten, grundsätzlich als Hausarbeit, aber auch außerhalb des Hauses?
- Was bedeutete es, dass sie diese Arbeit im Wesentlichen mit immer „noch“ vorindustriellen Methoden bewerkstelligten, wenngleich deren Anteil nach und nach zurückging, und was bedeutete eben dies, nämlich die laufende Industrialisierung, oder besser Kommerzialisierung und „Kapitalisierung“ der Hausarbeit – ohne ihre Verwandlung in Lohnarbeit und eine öffentliche Industrie?
- Für wen oder was leisteten die Frauen diese Arbeit? Was hatte sie mit der Kapitalakkumulation zu tun? War sie also verzichtbar oder „notwendig“, und warum? War die Hausarbeit also ein „feudales Relikt“ oder die buchstäblich menschlich-lebendige Grundlage aller Kapital-Akkumulation?
- Was bedeutete es, dass die Frauen dabei in einem Ausmaß, das sich erst nach und nach auch öffentlich erkennen ließ, permanenter Gewalt oder/und der Drohung mit ihr ausgesetzt waren? War diese Gewalt sozusagen „das Geheimnis“ der häuslichen Sphäre?
- Wie war es historisch überhaupt dazu gekommen, wenn Frauen nicht immer in dieser Lage gewesen waren und Hausarbeit eine Erfindung der Moderne war?
- Was hatte diese Situation mit der Tatsache zu tun, dass von Natur aus nur Frauen gebärfähig und damit für die „Produktion“ und Reproduktion der Arbeitskraft im Kapitalismus zuständig sind, bzw. auch über die Gebärfähigkeit hinaus zuständig gemacht worden sind? Welches gesellschaftliche Naturverhältnis ließ sich daran auch allgemein erkennen?
- Was geschah/geschieht mit der Gebär- und Mütterarbeit, nachdem auch sie einem Prozess der zunehmenden Industrialisierung und Verwandlung in eine direkte kapitalistische „Menschenproduktion“ ausgesetzt wurden?
- Wie veränder(te)n diese Prozesse die Hausarbeit selbst, aber auch die außerhäusliche Arbeit und das Verhältnis von Privatsphäre und Öffentlichkeit, Familie und Gesellschaft, Geschlechtern und Generationen sowie das Naturverhältnis der Beteiligten? Welche Tendenzen sind da inzwischen zu beobachten? Die Lohnarbeit von Frauen/Müttern blieb z.B. „hausfrauisiert“ und verwandelte sich nicht in eine „reguläre“ proletarische Lohnarbeit.
- Was bedeutet dabei heute auch die „Befreiung“ der Homosexualität von ihrem Verbot bzw. ihrer Ächtung? Soll es dabei auch um das Ende der einzigartigen Stellung der heterosexuell konzipierten, weil an der Reproduktion der Arbeitskraft orientierten, modernen Kleinfamilie in ihrem bisherigen Sinne und die damit einhergehende Ermöglichung neuer Formen des familiären Zusammenlebens und der Definition von Geschlecht sowie von Mutter- und Vaterschaft jenseits von gemeinsam gezeugten Kindern, ja jeder Art von Naturgegebenheit, gehen? Weist nicht die Entwicklung der Produktivkräfte im Bereich der Menschen-produktion in dieselbe Richtung, nämlich die einer zunehmenden „Ersetzung“ der Mutter – und des Geschlechts – im bisherigen Sinne?
- Im Ergebnis: Welche Rolle spielt/e die Reproduktion der Arbeitskraft und der nächsten Generation von Arbeitskräften bei der Politik des Kapitals? Hat sich daran inzwischen etwas verändert, z.B. sichtbar am Einreißen der Schranken des Privaten und seine Kommerzialisierung, Industrialisierung und „Besetzung“, etwa durch die Verwandlung aller Dienstleistungen in profitable Geschäftszweige im Neoliberalismus (GATS), an der Verelendung von Müttern und Kindern, ihre Verwahrlosung und Verarmung und dem Abbau des Sozialstaats sowie der zunehmenden Auflösung der Kleinfamilie? Zeigt also das Kapital kein besonderes Interesse mehr an einer allgemein guten und abgesicherten Reproduktion der Arbeitskraft auch im Norden?
Bei den Antworten auf diese Fragen waren die Analyse des Kapitalismus und sein Verständnis als historischer Prozess und nicht als vorauszusetzende, gegebene „Struktur“ leitend. So zeigte sich einerseits die Parallele mit dem Schicksal der Bauern und ihrem Verhältnis zur fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation. Andererseits gab es aber auch große Unterschiede.
Frauenbewegung und „Dritte Welt“
Als wir damit anfingen, befanden wir uns in der noch krisenfreien Nachkriegsphase des Wiederaufbaus der kapitalistischen Wirtschaft des Westens, die als Hort der Menschenrechte, der Demokratie, des Fortschritts, des Wohlstands und der allgemeinen Freiheit gefeiert wurde. Aber für die Frauen schien das alles nicht wirklich zu gelten. Warum nicht, was hieß das, und wie ging es damit weiter?
Die neue Frauenbewegung hatte sich in Deutschland seit der 1968er Studentenbewegung zu organisieren begonnen. Im Unterschied zu den meisten Feministinnen dieser Zeit waren wir auch in der damals sog. „Dritten Welt“ gewesen und hatten dort jahrelang gelebt und geforscht. Wir, das waren Maria Mies, die in Indien, Veronika Bennholdt-Thomsen, die in Mexiko, und ich, die ich südlich davon ich in Mittelamerika und später in Venezuela geforscht hatten. Uns allen war dabei klar geworden, dass es keine „Drei Welten“ gab, wie man es damals sah, also eine kapitalistische, eine sozialistische und eine „noch“ feudale, sondern nur eine einzige, die als Gesamtheit verstanden werden musste, so ähnlich, wie dies auch Luxemburg schon zu sehen begonnen hatte. Die „Kolonialfrage“ war damit zur Systemfrage geworden, also der heutige „Süden“ keine eigene Welt und seine Zukunft nicht durch den „Norden“ und dessen bisherige „Entwicklung“ vorgegeben. Sondern der Süden war ganz offenbar der „unterste“ Teil des Welt-Systems, seine „Peripherie“. Damit war das, was dort geschah, genauso „kapitalistisch“ wie das, was im Norden geschah, und trug zur Gesamtakkumulation bei. Das galt aus dieser Perspektive auch für den Sozialismus als der sog. „zweiten“ Welt, die wie die „dritte“ angeblich noch im Prozess sogenannter „nachholender Entwicklung“ war, allerdings schon „weiter“ als die Letztere.
Aus der Perspektive von Prozessen ursprünglicher Akkumulation und ihrer Fortsetzung konnte das nur heißen, dass die „eigentliche“ Kapitalakkumulation an der Spitze dieses Systems, dem Norden, nur dadurch möglich war, dass eine ununterbrochen fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation im Süden vor sich ging.
Aus unserer „Eine-Welt-These“ ergab sich dann unser permanenter Konflikt mit der Linken, die nicht einsehen wollte, dass der Sozialismus ein Bestandteil der „einen Welt“ des Kapitalismus war und nicht die Alternative dazu. Aber die nun systematisch entwickelte Ausgangnahme von Bauern, Frauen, der Natur und den Kolonien passte der Linken ganz allgemein nicht, weil sie weiterhin nur Fabrik und Proletariat sah und alles andere als feudale Relikte betrachtete, die demnächst verschwunden sein würden und mit der Kapitalakkumulation aufgrund ihrer angeblichen „Unproduktivität“ sowieso gar nichts zu tun hätten.
Wenn ich von heute aus zurückschaue, dann fällt mir erneut nicht nur die Blindheit der Kollegen von der Linken auf, sondern auch die Brutalität, mit der sie über den Prozess des prognostizierten „Verschwindens“ der Natur und der mit ihr arbeitenden ProduzentInnen hinweggingen. Denn aus der Perspektive der „Entwicklung der Produktivkräfte“ war ein solches Verschwinden ja anzunehmen, also die baldmöglichste Verwandlung aller Natur in Kapital bzw. die Vollendung der ursprünglichen Akkumulation. Das heißt, die Bauern würden in industrielle Lohnarbeiter verwandelt, die Landwirtschaft in eine große Agrarfabrik, und die Hausarbeit und Kinderaufzucht in eine öffentliche Industrie. Von der Industrialisierung des Gebärens selbst war allerdings noch nicht die Rede.
Und in der Tat, derartige Prozesse finden in einer ungeahnten Grausamkeit, ja, als um sich greifende Zerstörung und regelrechter Krieg inzwischen auf globaler Ebene statt. Nur: sie führen gar nicht zu dem geplanten Ergebnis – weder zu dem Ende der fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation, noch zu der „schönen neuen Welt“ der Moderne jenseits davon! (vgl. Werlhof 1991). Das genaue Gegenteil ist der Fall. Das ist der Grund, warum die Linke heute am Ende mit ihrem Latein ist und sich nicht mehr äußert zu dem Wahnsinn der Globalisierung des Neoliberalismus und des Krieges (Mies 2004, Mies/Werlhof 1998, Werlhof 2007, Chossudovsky 2012 und 2015) als neuer und weltweiter Plünderungsphase nach dem Muster einer endgültigen ursprünglichen Akkumulation, jedoch ohne die dafür „vorgesehenen“ positiven Folgen. Denn sie kann die Realität des sich dadurch ausbreitenden Massentodes und -elends nicht erklären, weil sie im Gegensatz zum Modell kapitalistischer Entwicklung eintritt – und schaut weg!
Die Schaffung der Hausfrau
Veronika und ich in Bielefeld und Maria in Köln sind zunächst gar nicht wegen der Frauenfrage wieder auf Rosa Luxemburg gestoßen, sondern wegen der Bauern- und Kolonialfrage. Aber für mich war nach meiner Dissertation über die „Entwicklung der Unterentwicklung“ in Zentralamerika (Werlhof 1975) die Frauenfrage bereits der Schlüssel zu derjenigen „Logik“, die Luxemburg noch nicht erkannt hatte. Denn bei den Frauen war es noch deutlicher als bei den Bauern, dass sie „absolut“ und permanent, ja unmittelbar mit und neben dem Lohnarbeiter für das System zur Verfügung zu stehen hatten, sozusagen als der „Boden“ des Proletariers und sein „Bauer“ zugleich. Sonst würde es keine, nicht genügend oder nicht gut genug reproduzierte Arbeitskräfte geben. Die Logik des Kapitals bestand also darin, die Frauen in einer entsprechenden Weise so ins System zu integrieren, dass sie ihren entsprechend definierten „Aufgaben“ nachkamen, ohne aber deshalb Macht und Einfluss zu bekommen oder einen Widerstand aufbauen zu können. Denn immerhin hatten sie ein „Monopol“, das im Kapitalismus sonst nur das Kapital haben darf, und von dem es „abhängig“ ist, wenn es nicht übernommen werden kann. Dieses Monopol der Frauen ist bis heute ihre Gebärfähigkeit, also eine aus der Natur kommende und an ihren Leib gebundenen schöpferische Kraft, von deren Gebrauch alles Weitere abhängt. Also sind die Frauen potentiell „gefährlich“, und es musste versucht werden, ihr Monopol zu brechen. Dies hatte aber so zu geschehen, dass die Frauen dennoch den Gebrauch dieser Fähigkeit ausübten, wenn auch unter möglichst kontrollierten Bedingungen, und ihre „Funktion“, die Bereitstellung von Arbeitskräften, jeweils so erfüllten, wie es gebraucht wurde. Die Antwort auf diese Frage ist eben die moderne Institution der Hausfrau, ihre gesellschaftliche Isolation, also Organisationsunfähigkeit, sowie die Zurichtung der Hausarbeit in Form einer fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation.
Das Monopol der Frauen über das Gebären hat mit ihrem Leib zu tun, also einer Naturkraft, die nur sie haben. Damit war die Analogie zur Bauernfrage direkt auf dem Tisch. Was dem Bauern das Land, ist den Frauen ihr Leib. Und so, wie man die Bauern real nicht wirklich, also buchstäblich vom Land trennen konnte, wenn sie für die Ernährung sorgen sollten, so konnte man noch weniger die Frauen von ihrem Leib trennen, wenn sie Menschen hervorbringen sollten. Also: der Prozess der ursprünglichen Akkumulation konnte bei den Frauen ebenso wenig oder noch weniger durchgeführt werden wie bei den Bauern, sollten sie als direkt mit der Natur arbeitende Produzentinnen ihr für die Gesellschaft und Kapitalakkumulation unverzichtbares Werk vollbringen können. Die Frauen wurden daher ebenso wie die Bauern zur Zeit der „klassischen“ ursprüngliche Akkumulation enteignet, verloren also die eigenständige Verfügung über das Land, aber auch den Leib, mussten aber auf dem Letzteren „sitzen“ gelassen werden. Sie behielten den Leib als „Besitz“, verloren jedoch das „Eigentum“ daran bzw. die freie Verfügung darüber. Auf diese Weise konnte die Trennung der ProduzentInnen von den Produktionsmitteln, also die ursprüngliche Akkumulation per se, bei Bauern und gerade Frauen nicht „richtig“ durchgeführt werden, denn dann hätte es weder Essen noch Menschen gegeben, die Bauern wären ausgestorben, und die Frauen wären umgekommen.
Eine Zeitlang, nämlich in den Jahrhunderten der sog. Hexenverfolgungen vom 15.-18. Jh. ist das ja in Europa und sogar in den Kolonien auch tatsächlich der Fall gewesen (Federici 2012). Wir interpretieren diese Zeit daher als Prozess ursprünglicher Akkumulation bei den Frauen, also den ihrer Enteignung in jeder Hinsicht, also auch der von ihrem Leben selbst. Darüber hinaus erkennen wir darin auch die damit intendierte gewaltsame Zurichtung der Frauen für die Neuzeit und die Bedürfnisse des Kapitals (Mies 1988). Indem die Hexenverfolgung als Form ursprünglicher Akkumulation der Frauen als solche aufhörte, also die buchstäbliche Ermordung Hunderttausender von Frauen, folgte darauf ein Prozess fortgesetzter ursprünglicher Akkumulation, der „von der Hexe zur Hausfrau“ führte (Werlhof 1983b). Man ließ sie nun am Leben, aber unter „Auflagen“, denn man brauchte sie ja noch zumindest solange, bis sie technisch eventuell „ersetzbar“ waren. Die Gewalt gegen Frauen ist daher logischerweise geblieben und hat nicht aufgehört. Denn jede neue Generation von Frauen muss aus der Perspektive des Kapitals von der Verfügung über ihren Leib und dessen Möglichkeiten so weit wie möglich „getrennt“ werden, gleichzeitig aber nützlich – und vor allem möglichst kostenlos – ans Werk mit eben diesem Leib gesetzt werden.
Fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation
Es sind also verschiedene Formen „fortgesetzter“ ursprünglicher Akkumulation erfunden worden, die es ermöglichten, die Bauern (und andere Agrarproduzenten) „gefahrlos“ für das Kapital auf dem Land und die Frauen ebenso „gefahrlos“ bei ihrem Leib zu lassen.
Das war der Moment, wo ich anhand von Rosa Luxemburgs Umgang mit der ursprünglichen Akkumulation und ihrer Fortsetzung den Zusammenhang zwischen der Bauern- und der Frauenfrage begriff und darüber hinaus deren Bedeutung für die Analyse des Kapitalismus als Weltsystem schlechthin. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Es traf mich wie der berühmte Blitz, der offensichtlich immer mit neuen Erkenntnissen einhergeht. Der Begriff der „fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation“ war also geeignet für die Charakterisierung einer durchgehenden Logik, die bei der Analyse des Kapitalismus gefehlt hatte. Ja, der neue Begriff eignete sich für die Erklärung von immer mehr Phänomenen, die bisher unerklärlich schienen, dabei sogar für die Verkehrung der modernen Zivilisation in das Gegenteil von dem, was sie angeblich sein und werden sollte, und schließlich sogar für ihre „Krise“ als dem Prozess ihres heute sichtbar werdenden Scheiterns!
Im Einzelnen:
Die Bauern
So war es praktisch gar nicht möglich, die Agrarproduzenten gänzlich von ihren Produktionsmitteln, dem Boden, zu trennen, weil es dann einfach nichts zu essen gegeben hätte. Die ursprüngliche Akkumulation musste also solange „unvollständig“ bleiben, wie es noch nicht gelingen konnte, die Ernährung gänzlich ohne Bauern, ihre Bearbeitung des Bodens und zumindest ihren Besitz am Boden zu gewährleisten. Aus diesem Grunde sind auch in den „entwickelten“ Ländern immer wieder bäuerliche Produzenten auch nach dem „Bauernlegen“ erneut aufgetaucht, u.a. bei Agrarreformen, und das Land zwar in fremdes Eigentum übergegangen, aber im Besitz der unmittelbaren Agrarproduzenten geblieben (z.B. Farmer, Pächter, agrarische Vertragsproduzenten etc. vgl. Werlhof 1985b) und damit nicht vollständig und „real“ von ihnen getrennt worden. Selbst bei agrarischen Großkollektiven und Großgrundbesitz mit Landarbeitern haben sich nebenher immer kleinbäuerliche Betriebe gebildet, die im Sozialismus als „privater“ Sektor gelten, in der Plantagenwirtschaft der Selbstversorgung der Sklaven dienten (Reddock 1979), und generell sowie heute wieder als besonders produktive Alternative angesehen werden (Shiva 2004).
Die weitgehend chemisierte und industrialisierte monokulturelle Anbauweise im Großgrundbesitz steht jedoch kurz davor, den Boden als Naturgrundlage endgültig zu ruinieren. Das heißt, die Vollendung der ursprünglichen Akkumulation im Agrarsektor und seine „totale“ Verwandlung in Kapital bekommt diesem nicht, selbst wenn diese Verwandlung heute „technisch“ eher möglich ist und der inzwischen eingetretenen Entwicklung der Produktivkräfte entspricht. So glaubt man heute sogar, weitgehend auf den Boden als solchen verzichten zu können, außer, dass er noch „Träger“ der Pflanzen und Ort ihres Wachstum ist. Hybridkulturen kommen sogar ohne Erde aus. Die kommenden Hungersnöte sind aber schon längst vorprogrammiert, da der Boden eine inzwischen weitgehend „tote Zone“ von immer öfter genetisch manipulierter Pflanzen ist, die nur noch wachsen, weil sie – wie auf der Intensivstation – „künstlich ernährt“ werden. Der Zyklus zwischen Boden, Pflanze und Kosmos ist inzwischen überall durchbrochen, nach unten ebenso wie nach oben, wie die überdachten Blumenzuchten in Gewächshäusern etwa in Holland oder Äthiopien zeigen – wo sie gewissermaßen lebendig begraben sind – und daher auch nicht mehr duften, so, wie die übrigen Nahrungsmittel, die agroindustriell hergestellt werden, generell nach nichts mehr schmecken.
An diesem Beispiel ist zu sehen, dass es im Kapitalismus gar nicht um die Befriedigung der Bedürfnisse der Massen geht, wie es seine Propagandisten von links und rechts behaupten, sondern lediglich um die Befriedigung der Bedürfnisse der akkumulierten Massen von Kapital, die nach profitabler Verwertung suchen, andernfalls sie, wie Marx für das Geldkapital sagte, einfach „verdunsten“. So wird gemacht, was im Moment profitabel ist, selbst wenn damit auf die Dauer die Grundlagen dieser Form der Akkumulation, aber auch des Lebens selbst, buchstäblich, ja sogar irreversibel zerstört werden. Und dies geschieht eben dadurch, dass die ursprüngliche Akkumulation im Verein mit den entwickelten Produktivkräften vollendet wird. Was dergestalt als Fortschritt daher kommt, bedeutet aber auf der anderen Seite, dass dabei die Natur zerstört wird. Dieser Zusammenhang wird indes geleugnet. Dabei wird inzwischen auch auf jenen „Surplus“ verzichtet, den die Natur uns gibt, wenn mit ihr in Kooperation gearbeitet wird, wie es Klein- und Biobauern in aller Welt beweisen (Shiva 2004, Werlhof 1985b). Denn angesichts der entwickelten Agroindustrie und ihrer weltweiten Ausbreitung seit der „grünen Revolution“ bis zu „genetisch modifizierten Organismen“ (GMOs) heute ist die gewaltfreie und „liebkosende“ Kooperation mit der Erde, über die sie „jauchzt“ (Werlhof ebenda), offenbar nichts, mit dem ein Geschäft gemacht werden kann.
Die Kleinbauernschaft wird daher heute weitgehend eliminiert, sodass die Ernährung der ortsansässigen Bevölkerung bereits über ganze Kontinente hinweg nicht mehr gewährleistet ist. So trugen Kleinbäuerinnen bis vor kurzem noch 80 % zur Ernährung Afrikas bei (Imfeld 1985).
Das bedeutet, dass bis vor kurzem die ursprüngliche Akkumulation immer (wieder) unvollständig blieb, und die Bauern/Farmer auch mitten im Kapitalismus nie gänzlich frei von Produktionsmitteln waren und daher auch nicht vollkommen frei zum Verkauf ihrer Arbeitskraft. Ein latenter Zustand der „Unfreiheit“ des Sowohl –als –Auch oder des Weder – Noch ist damit bis vor kurzem vorherrschend geblieben und damit die Phase der ursprünglichen Akkumulation nicht beendet, sondern in verschiedenen Formen weltweit fortgesetzt worden.
Erst heute kommt es zu ihrem Ende, weil man meint, durch die erweiterte Entwicklung der Produktivkräfte sich der Natur allgemein, speziell des Bodens und der Bauern als mit ihr Arbeitenden nun wirklich entledigen zu können. Da aber gleichzeitig keine Lohnarbeit in nennenswertem Umfang zur Verfügung gestellt wird, ist der einsetzende Massentod durch Verhungern eingeplant und wird z.B. von Jean Ziegler als Mord definiert und angeprangert (Ziegler 2002). Er übersteigt bereits alle früher dagewesenen Hungersnöte (Davis 2004).
Kapitalistische Akkumulation und Produktionsverhältnisse außerhalb der Lohnarbeit
Es musste also der Beitrag von Bauern und Frauen zu Akkumulation grundsätzlich neu bewertet werden, nämlich nicht als vorgelagerter bzw. vor-kapitalistischer. Sondern die fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation konnte nur verstanden werden, wenn sie als regulärer und konstanter Beitrag zur Kapitalakkumulation, also als Bestandteil kapitalistischer Akkumulation per se definiert wurde. Das Kriterium dafür war, ob auf diesen Beitrag verzichtet werden konnte oder nicht (Arbeitsgruppe Bielefelder Entwicklungssoziologen 1979).
Die nächste theoretische Entdeckung, die vor allem auf meine damalige Kollegin Veronika Bennholdt-Thomsen zurückgeht, war also die des kapitalistischen Charakters auch von Produktionsverhältnissen im Kapitalismus, die nicht in Form von Lohnarbeit organisiert sind. Sie hat sie als „Subsumtionsformen“ der Arbeit unter das Kapital definiert (Bennholdt-Thomsen 1982).
Die Parallele ist klar. Wenn die ursprüngliche Akkumulation fortlaufend zur kapitalistischen Akkumulation beitrug, dann mussten diejenigen Produzenten, die das ermöglichten, kapitalistische Produzenten sein, in kapitalistischen Produktionsverhältnissen arbeiten und außer den proletarischen Lohnarbeitern zur „normalen“ Klassenstruktur der kapitalistischen Produktionsweise gehören. Damit war der Proletarier als wichtigstes Subjekt der Geschichte und Revolution entthront, fand sich dafür aber unter vielen LeidensgenossInnen wieder.
Um diese Erkenntnis zu verhindern, gab es Versuche, über eine sog. Verschränkung von verschiedenen, kapitalistischen und nicht-kapitalistischen Produktionsweisen, die sog. „Produktionsweisen-Debatte“, die Konsequenzen auszublenden (Elwert und Wong 1979). Stattdessen wurde immer klarer, dass Sklaverei, Leibeigenschaft, Zwangsarbeit und „hausfrauisierte“ Gratis-Arbeitsverhältnisse die Grundlagen des Kapitalismus waren und geblieben sind, ja heute mehr als alles andere globalisiert werden. So hat die sog. prekäre, also eigentlich am Modell der Hausarbeit auch für Männer orientierte Niedriglohnarbeit heute das angebliche „Normallohnarbeitsverhältnis“ quantitativ längst eingeholt (Werlhof 1983b).
Der Grund ist: Unbezahlte Arbeit bedeutet mehr Profit als bezahlte. Ist sie durchsetzbar, wird sie durchgesetzt. Die dafür notwendige Gewalt wird mit der angeblichen Naturhaftigkeit der jeweiligen Produzenten (Rassismus, Sexismus) oder Tätigkeiten gerechtfertigt, also quasi ihrer „Ferne“ vom Kapital.
Speziell die im Süden wesentlich umfangreicher vorhandene Nicht-Lohnarbeit konnte also nicht mehr mit einem irgendwie noch vor- oder nicht-kapitalistischen Charakter erklärt werden. Sondern sie war ganz offensichtlich das Ergebnis der Integration der ehemaligen Kolonien in das heutige kapitalistische Weltsystem. Die Arbeitsverhältnisse von der „Marginalität“ über die Kleinbauern bis zu „lohnlosen Warenproduzenten“ oder kreditabhängige „Vertragsproduzenten“ und alle Arten von „weder Lohnarbeiter noch Kapitalisten“ oder „sowohl als auch“-Produzenten waren in ihrer Existenz nur als „kapitalistische“ Produzenten, nicht aber mehr als vor- oder nicht-kapitalistische zu begreifen (Werlhof 1985b, Bennholdt-Thomsen 1982). Ja, der Rang der proletarischen Lohnarbeit als einzig und wahrhaft kapitalistischer Arbeit, die zur Akkumulation beiträgt, war aus unserer Sicht in keinster Weise länger aufrecht zu erhalten.
Grundsätzlicher noch, die Hausarbeit war und ist womöglich mehr an der Akkumulation beteiligt als selbst die Lohnarbeit. Denn sie kostet/e das Kapital nichts, ohne sie ist aber die Lohnarbeit und die auf ihr beruhende Akkumulation gar nicht möglich. Also war klar, dass alle in die fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation „ausgelagerten“ Bereiche für die Akkumulation insgesamt von zentraler und gar nicht zu überschätzender Bedeutung waren. So kehrte sich das Bild des Kapitalismus langsam um und landete vom Kopf auf den Füßen.
Die Hausarbeit
Die Frauenfrage entpuppte sich also als nicht nur relativ, sondern absolut zentral. Denn sie machte vollends klar, dass es wohl das Ideal des Kapitals wäre, Arbeit überhaupt nicht entlohnen zu müssen, sondern gleich gratis geliefert zu bekommen, noch dazu einschließlich der “Frucht“ in Gestalt neuer lebendiger Arbeitskräfte. Dies ist tatsächlich der Fall bei der Hausarbeit als der Arbeit, die überhaupt erst in der Moderne organisiert und den Frauen zugewiesen worden ist, und zwar im Prinzip allen. Denn dabei geht es um die „Bevölkerungsfrage“, nach Marx die Hauptfrage der Kapitalakkumulation. Denn wo kein Arbeiter, da kein Profit und keine Akkumulation. Nur hatte Marx es versäumt, diese Frage als gesellschaftliche zu betrachten, sodass sie bei ihm noch nicht als mit Arbeit verbunden auftauchte. So auch nicht bei Rosa Luxemburg.
Demnach ist die Hausarbeit ein vom Kapital selbst geschaffenes Produktionsverhältnis zur Herstellung und Wiederherstellung der menschlichen Arbeitskraft, die in der Lohnarbeit verausgabt wird, und ohne die die letztere nicht systematisch vorhanden sein kann. Als unentlohnte Arbeit ist die Hausarbeit dem des Lohnarbeiters zugeordnet und unterworfen, dem sie im Auftrag des Kapitals zu dienen hat.
Die Hausarbeit ist damit ein kapitalistisches Produktionsverhältnis sui generis. Und sie entstand nicht zufällig, sondern nachdem das Kapital die Erfahrung gemacht hatte, dass die billige Frauen- und Kinderarbeit in der Fabrik zur Folge hatte, dass die angewandte Arbeitskraft nicht genügend reproduziert wurde und auch nicht in der nächsten Generation entsprechend zur Verfügung stand. So wurde die Kleinfamilie als Ort der Reproduktion der Arbeitskraft des Lohnarbeiters mit der Hausfrau als ihrer Produzentin und Reproduzentin erfunden (Werlhof u.a. 1983).
Also wurden die Fabrikarbeit „vermännlicht“ und die Frauen grundsätzlich zwecks Reproduktion der Arbeitskraft vor allem ins Haus verbannt sowie „verweiblicht“. Die Hausarbeit wurde zur „Natur“ der Frau erklärt ausgerechnet in dem Moment, wo sie doch für das Kapital gesellschaftlich zugerichtet, transformiert und ausgeplündert wurde. Ihr Beitrag zur Akkumulation wurde daher von Veronika als „Frauenrente“ in Analogie zur kapitalistischen Bodenrente bezeichnet (Bennholdt-Thomsen/Werlhof 1978)
Diese Arbeit muss ihrer Bedeutung wegen auch erzwungen werden können, damit sie garantiert ist. Dies ist der Gewaltcharakter, der mit Kleinfamilie und Hausarbeit zusammenhängt, insofern sie dem Lohnarbeiter oder Familienvater und „Brotverdiener“ zuarbeiten soll. Da kann ein Ausfall nicht hingenommen werden. Deshalb ist die „private“ Gewalt auch so lange kein Bestandteil der Rechtsprechung gewesen. Sie galt und gilt im Prinzip immer noch als „natürlich“. Dabei ist sie ein typischer Bestanteil aller Bereiche ursprünglicher Akkumulation und ihrer Fortsetzung.
Also ist die Hausarbeit als ein zentraler Bereich fortgesetzter ursprünglicher Akkumulation zu erkennen, und zwar als logischer und grundlegender Bestandteil aller Kapitalakkumulation und nicht als historische Vor-Form davon. Denn sie wurde dafür erst im Rahmen der Ausbreitung proletarischer Lohnarbeit extra erschaffen und hat schon deswegen nichts Vor-Kapitalistisches an sich. Was an ihr an den Vor-Kapitalismus erinnert, ist die Tatsache, dass es hierbei um die an leibliche Naturkräfte gebundene Geburt, Aufzucht und Pflege von Menschen geht, die erst als „Arbeitskraft“ aus ihrem Naturzustand bzw. dem des vorübergehend noch – heute längst nicht mehr – vorkapitalistisch erscheinenden Milieus entlassen werden.
Von da an galten Frauen immer zuerst einmal als Hausfrauen, Mütter und Ehefrauen, unabhängig davon, ob sie auch noch Lohnarbeit verrichteten. Wir haben das „Hausfrauisierung“ genannt (Mies 1980, Werlhof u.a. 1983). Die Hausfrau wurde außerhalb des Hauses auch entsprechend niedrig entlohnt, denn Frauen galten primär als Hausfrauen und ihre außerhäusliche Arbeit als Verlängerung der Hausarbeit. Außerdem sollten Frauen nicht unabhängig vom Lohnarbeiter werden können. So ist der „hausfrauisierte“ Lohn zu erklären, der immer noch generell ein Viertel bis ein Drittel unter dem Lohn liegt, der Männern für die gleiche Arbeit gezahlt wird.
Kein Wunder, dass die moderne Hausfrau zum Exportschlager in alle Welt wurde (Bennholdt-Thomsen 1984).
Wenn wir die Hausarbeit verstanden haben, haben wir die Ökonomie verstanden – das war meine Konsequenz aus dieser Perspektive (Werlhof 1983b). Erst von diesem angeblich vor- oder nicht-kapitalistischen Produktionsverhältnis der alltäglichen Hausarbeit – sozusagen vom „Boden des Fasses“ aus – war das Ganze zu erkennen. Denn die bloße Natur bringt keinen fertigen Menschen, noch gar Lohnarbeiter hervor. Daran muss permanent gearbeitet werden, wenn auch eher – bisher – nicht in der Fabrik.
Daran hat sich inzwischen allerdings einiges geändert und ist noch dabei.
Gebärindustrie und Muttermord
Wenn das Phänomen der ursprünglichen Akkumulation insbesondere immer dort auftaucht, wo ProduzentInnen von ihren Produktionsmitteln in Form von Naturressourcen, Gerät, Eigentum, Verfügungsgewalt oder Kapital getrennt werden sollen, damit dieses von anderen angeeignet werden kann, dann sind die Entwicklungen bezüglich des weiblichen Leibes ein besonders aktuelles und krasses Beispiel dafür. Dabei rückt offensichtlich das Ziel einer nicht mehr nur „fortgesetzten“, also teilweisen ursprünglichen Akkumulation immer näher. Es scheint, als wolle das Kapital in Gestalt der modernsten pränatalen, natalen und postnatalen Technologien auf die Dauer die Frauen buchstäblich ganz von ihrem Leib trennen, ohne deswegen auf neues menschliches Leben verzichten zu müssen. Es geht buchstäblich um die Abschaffung der Mutter und ihre Ersetzung durch eine Gebärindustrie, „Artifial Life“ oder „life industries“, die auch für andere Lebewesen gelten sollen (Werlhof 2010a). Dabei kann bisher nur das weibliche Ei nicht künstlich hergestellt werden, die künstliche Gebärmutter ist angeblich in einigen Jahren verfügbar und damit eine Extogenese, eine „Herstellung“ von Menschen außerhalb des Mutterleibes (Klein 1989). Jedenfalls sind Gen- und Reproduktionstechniken, künstliche Befruchtung, in vitro fertilisation – IVF – und Leihmutterschaft mit den Körper-Bestandteilen verschiedener Beteiligter inzwischen zu einer global organisierten Gebärindustrie und –maschinerei geworden, die die Industrialisierung und „Medikalisierung“ einer regelrechten Menschen-Produktion betreiben (Klein 2008, Mies 1992, Werlhof 2015, Huxley 1932).
Die fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation der teilweisen Trennung der Frauen von ihrem Leib und dessen Hervorbringungen bleibt also zunächst bestehen, und die Gewalt ebenso, die nun noch durch externe Institutionen und Maßnahmen ergänzt wird (Ärzte, Pharmeindustrie, Medizin, Justiz). Dabei ändern und intensivieren sich ihre grotesken und gespenstischen Formen. Der Frauenleib wird also immer mehr in seine Bestandteile zerlegt, die oft anderswo neu zusammengesetzt werden, als handele sich um eine Art von „Organtransplantations“-System (Bergmann 2000). Die Mutterschaft wird buchstäblich zerstückelt und in eine Fabrik, bestehend aus zusammengesetzten Teilmüttern verwandelt. Die Verbundenheit, Zyklizität und Integrität dieser ersten und letzten Naturvorgänge der Entstehung des Lebens wird hier zerstört.
Die Beraubung der Frauen in Gestalt von weltweit ausgeübten Adoptions-, Leihmutter- und Reproduktions-Technologien macht die bisher normale integrale Mutterschaft zu einer angeblich „vorsintflutlichen“ Angelegenheit. Die Propaganda des technischen Fortschritts ist gerade in diesem Bereich besonders aggressiv, kleidet sich aber in einen angebliche „Dienst“ an notleidenden Frauen. Zum „Modernisierungs-Programm“ für die Mutterschaft gehört auch eine Politik der Trennung der Generationen, die gerade bei Müttern und Kindern so früh wie möglich einsetzen soll.
Das Ziel ist offenbar die Abschaffung der Mutter, also die vollzogene „Trennung der Frauen von ihrer Gebärfähigkeit“. Dies ist der Bruch mit der Mutter(schaft), wie die Menschheit sie seit Jahrmillionen kennt. Ein grandioser Muttermord ist hier im Gange. Er verhöhnt und zerstört auch das „Numinose“, das den Frauen und Müttern bisher als das Wunder und Rätsel ihrer schöpferischen Kräfte anhing. Es ist erstaunlich, zu sehen, wie wenig heutige Frauen- und Mütter-Bewegungen sich über diese Entwicklungen und ihre wahrlich umfassende Bedeutung im Klaren zu sein scheinen. Es sieht so aus, als ob sie den Bezug zu ihrem Leib als ihrem Anteil an Mutter Erde schon nicht mehr verstehen oder gar aufgegeben haben.
Die laufende Trennung der Gesellschaft von der Mutter ergänzt sich mit der Abschaffung des Geschlechts als Naturkategorie in Gestalt der Propagierung der Homosexualität, ja des sog. „Transhumanismus“ eines „neuen Menschen“ (Schirrmacher 2001). Alles dies gilt als fortschrittlich, ebenso wie das Konzept von “Gender“ als Aufstiegsvehikel für „geschlechtsneutrale“ Frauen und ihre gesellschaftliche Integration weit jenseits jeder Familie, Hausarbeit und „Natur“ angesehen wird.
Der Niedergang der Hausarbeit als Tätigkeit mit und für die Menschen und ihr Leben ist schließlich an dem Begriff „Schattenarbeit“ von Ivan Illich zu erkennen (Illich 1982). Durch die gratis geleistete private Zuarbeit der Frauen/Partner zur Lohnarbeit und Industrie verkommt das Lebendige immer mehr und schwindet dahin. Die „Reproduktion“ des Lebens kommt zunehmend zu kurz, ja seine Naturhaftigkeit wird immer mehr bestritten, ausgehöhlt, technisch manipuliert, abge-“trennt“ und aus dem Blick verloren – ganz so, wie die „Entwicklung der Produktivkräfte“ dies auch allgemein betreibt. Die buchstäbliche ursprüngliche Akkumulation in Form der Trennung der Frauen von ihren Kindern und der Verelendung beider rückt immer mehr in die Realität des Alltags ein (Tazi-Preve 2004).
Heißt das, dass das Kapital auf den besonderen „Input“ der Hausarbeit in Form lebendiger Menschen und Arbeitskraft nun zum Teil verzichtet, weil es sie in Zukunft technisch immer mehr ersetzen kann und/oder nicht mehr in dem Umfang braucht? Ja, hat das Bevölkerungsgesetz „ausgedient“? Wird die lebendige Arbeitskraft immer mehr durch Maschinen ersetzt? Oder gibt es genügend Arbeitskräfte aus dem Süden und im Süden, deren Re-Produktion anderswo und –wie stattfindet? Braucht das Kapital also nur mehr die ursprüngliche Akkumulation der arbeitsfähigen Menschen im Süden des Weltsystems, indem sie von ihrer Heimat getrennt werden? Die durch die Kriegspolitik des Westens (Chossudovsky 2015) gezielt in Gang gesetzten Flüchtlingsströme der letzten Zeit lassen dies vermuten. Sie erinnern ohnehin an ihre Vorläufer zu Zeit der Sklaverei. Damals gingen sie allerdings nicht nach Europa.
Geht es also sogar um den Beginn einer „Gesundschrumpfung“ eines Weltsystems, das an die Grenzen seiner Ressourcen, Ausbreitung und Akkumulation gelangt ist, oder gar implodiert und daher kein Bevölkerungsgesetz mehr akzeptieren muss? Im Gegenteil, die von Marx sog. „relative Überbevölkerung“ scheint längst zur absoluten Überbevölkerung geworden zu sein, deren Reproduktion nicht mehr erwünscht ist, und die zwischen Produktionsmittel- und Arbeits-Losigkeit zerrieben wird.
Das Naturverhältnis des Kapitals
Kapital ist nach Marx das Ergebnis der Verwandlung von Natur in Ware, Maschinerie, Geld und „Kommando“. Also ist Natur das, was noch nicht in Kapital transformiert wurde. Man kann aber der Frau ebenso wie dem Bauern nicht alle Natur nehmen, also Leib und Boden, weil sonst daraus nichts in Kapital Verwandelbares entstehen könnte – es sei denn, man hat Land und Leib erfolgreich und dauerhaft „kapitalisieren“ können. Solange Menschen und Essen gebraucht werden, um sie für das Projekt des Kapitals einzusetzen, nämlich seine Akkumulation, kann auf Bauern und Frauen/Mütter nicht verzichtet werden. Die Organisation ihrer Arbeit am Boden der Gesellschaft, an ihren Naturgrundlagen, ist also die einer fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation – die der historischen ursprünglichen Akkumulation im Prinzip entspricht, geht es doch um dieselbe Problematik. Die Frage ist, wie kommt das Kapital an die Naturgrundlagen und –„Ressourcen“ heran, aus denen es entstehen und sich reproduzieren will, und wie organisiert es diesen Umwandlungsprozess? Es organisiert ihn mit Gewalt und Krieg, direktem Zwang und möglichst ohne Vergütung, also durch Raub. Denn die selbst zur Natur degradierten, weil in ihrer Arbeit nicht „bewerteten“ Produzenten auf dieser Ebene „brauchen“ dann ebenso wenig entlohnt zu werden und gelten als ebenso „wertlos“ wie die Natur angeblich selbst ist. Ja, so wie die Natur sind die mit ihr Tätigen dann auch keine als solche definierten „Subjekte“! Wer also in diesem Bereich arbeitet, gilt als Natur-Objekt ohne Anspruch auf die sonst gültige oder propagierte zivilisatorische Behandlung, die Menschenrechte oder gar Partizipation. Natur ist billig, ja umsonst (Werlhof 1983a). Umso mehr zur Natur gerechnet wird, desto besser – aus der Sicht des Kapitals.
Die Rechtfertigung der Naturzerstörung durch ihre Umwandlung in Kapital sowie Rassismus und Sexismus sind daher „notwendige“, also nicht verzichtbare Begleiterscheinungen der Moderne. Mit ihnen ist genauso die Zurück-Definierung von Menschen in die Natur und ihre angebliche Primitivität sowie die von Arbeitskräften z.B. in die Sklaverei möglich, also in als „tierhaft“ definierte Zustände, die immer der Rechtlosigkeit, ja der Vernichtung nahe sind. Dafür ist der Krieg das deutlichste Beispiel, vom Kolonialkrieg angefangen. Dabei werden Menschen buchstäblich von ihrem „Menschsein“ und/oder ersatzlos ihrem Lebendigsein in Gestalt ihres „Arbeitsvermögens“ oder gar von ihrem Leben als solchem selbst „getrennt“. Solche „Barbarei“ ist also eine Erfindung der modernen Zivilisation und nicht das, aus dem sie sich „erhob“.
Die fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation besteht dann im Raub der von diesen „Naturproduzenten“ hergestellten Güter, also mindestens „Rohstoffen“, Menschen und Nahrungsmitteln, aber auch besonderen Kräften, Begabungen, Kenntnissen und Techniken. Ein Beispiel ist die „Patentierung von Leben“ (Mies 1996), heute in Gestalt des TRIPS-Abkommens der Welthandelsorganisation. Das Beispiel lässt sich auf andere Bereiche analog anwenden, den Bergbau z.B., also alle „Extraktion“. Eine vollständige Trennung dieser ProduzentInnen von ihren „Produktionsmitteln“, also die Vollendung der ursprünglichen Akkumulation ist dabei aber solange nicht zu erwarten, als die Natur und das aus ihr Hervorgebrachte bzw. aus ihr in Kapital Verwandelte nicht anders – oder billiger – zu haben sind und/oder überhaupt noch gebraucht werden.
Die Tendenz dabei ist, die Natur auf die Dauer technologisch zu „überwinden“ oder durch Kapital zu ersetzen, sodass man ihrer gar nicht mehr bedarf. Eine solche totale ursprüngliche Akkumulation in Gestalt einer Trennung von der Natur überhaupt ist der utopische Traum des Kapitals und seiner Entwicklung der Produktivkräfte. Im Moment besteht das Problem aber eher darin, dass die Natur, die weiterhin gebraucht wird, und zwar mehr denn je, dabei verbraucht und zerstört wird, verschwindet, zusammenbricht und sich von der Erde zurückzieht (Wright 2006).
Wo keine Natur, da auch keine ursprüngliche Akkumulation oder ihre Fortsetzung. An dem Punkt ist Schluss mit dem Kapital. Daher ist es heute, wo die Ressourcen unwiederbringlich schwinden und generell kein Ersatz für sie bereitsteht, wahrhaftig in der „Krise“. Schließlich ist die in Kapital verwandelte Natur meist nicht mehr in eine solche zurückverwandelbar. Es handelt sich um eine Einbahnstraße.
Die Folgen der Einbeziehung der Frage nach dem Naturverhältnis hatte neben der Neudefinition von Produktions- und Akkumulationsverhältnissen eine am Ende komplette, erweiterte Neudefinition des Kapitalismus als Produktionsweise überhaupt zur Folge. Maria zeigte dies immer mit ihrem „Eisberg-Modell“ auf (Mies 2008, p. 176). Dabei wurde deutlich, dass gerade aus der Perspektive der Natur die Frage nach der offenbar zentralen Bedeutung der Entwicklung der Produktivkräfte, die sich als derart destruktiv erweisen, neu oder überhaupt zu stellen war und ist. Denn dieses Thema entpuppte sich als Tabu in der gesamten Diskussion. Dabei war ja ohne diese „Produktivkräfte“ gar keine Annäherung an die Natur denkbar.
Das Patriarchat
Selbstverständlich haben wir das „Patriarchat“ aus unserer Analyse nicht auslassen wollen oder gar können, wie dies ja immer noch fast überall der Fall ist (sogar bei Scheidler 2015). Denn es war so offensichtlich vorhanden, dass wir von nun an vom „kapitalistischen Patriarchat“ sprachen (Mies 1988). Denn es gibt in der Moderne eine derart grundlegende und intensiv negative Beschäftigung mit Frauen als Gattung, Kulturträgerinnen, Müttern, Geschlechtswesen und Arbeitskräften, dass dies nicht einfach unter „Natur“ oder gar „Natürlichkeit“ zu subsumieren war, wie das – wenn das Thema überhaupt vorkommt – sonst üblich ist.
Letzteres ist auch der Grund dafür, warum viele Frauen glauben, die Natur sei das Problem, nämlich ihre leibliche und geschlechtliche „Naturausstattung“, die sie in der Gleichbehandlung behindere. Also plädieren sie im Kanon der patriarchalen und kapitalistischen Naturüberwinder und –Kontrolleure für einen auch ganz persönlichen Abschied von der Natur. Die entsprechende Bewegung sieht sich als „Gender“ – und nicht mehr als Frauen-Bewegung, und will das Geschlecht von jeder Naturvoraussetzung getrennt sehen (Butler 1991). Damit nimmt sie die in diesem Bereich ohnehin laufende „fortgesetzte“ oder gar vollständige ursprüngliche Akkumulation vorweg. Es ist ihr, wie allen Fortschritts- und Modernisierungsgläubigen nicht klarzumachen, dass die Natur nicht das Problem ist, denn sie ist unsere Lebensgrundlage, sondern dass es immer um das gesellschaftliche Verhältnis zur und den Umgang mit der Natur geht. Diesen Umgang kann man ändern, nämlich ent-patriarchalisieren oder ent-kapitalisieren, die Natur selbst kann man durch Beherrschungs- und Veränderungsversuche nur zerstören und mit ihr letztlich unsere Lebensgrundlagen.
Die Frage ist also, warum das Patriarchat eine Gesellschaftsordnung ist, die nicht nur die Frauen – wie die Natur – beherrschen, sondern sie auch noch verändern, ja sogar los werden will. Warum, wohin, wie? Also: Warum geht das Patriarchat mit so viel Vernichtung einher, wenn es lediglich eine Herrschaftsordnung sein soll?
Weit über die Moderne und Neuzeit hinaus machten die Forscherinnen vor allem der 1980/90er Jahre zunächst die Entdeckung, dass es weltweit eine Jahrtausendealte Gesellschaftsordnung gibt, die sie als Patriarchat bezeichneten. Die Patriarchate, wie verschieden sie auch sein mochten, beruhten alle mindestens auf dem Grundsatz der Unterwerfung der Frauen als solche, ihrer Beherrschung, Kontrolle und Ausbeutung (Meier-Seethaler 1992, Eisler 1993, Lerner 1991, Weiler 1991, Daly 1981). Das Patriarchat heute und in Europa hat alle diese Elemente im Prinzip beibehalten und gründet sich offenbar auf eine mehr oder weniger ununterbrochene Existenz. So etwas wie ein Patriarchat musste daher anerkannt werden als Grundlage und Tiefenstruktur der Moderne und ihrer Ordnung als Kapitalismus. Denn dieser enthält so viele patriarchale Elemente, ja beruht faktisch auf dem Patriarchat, dass sie nicht allein „kapitalistisch“ zu erklären sind. Ja, wäre das Patriarchat allein kapitalistisch, es wäre lägst erklärt. Und wäre es allein vorkapitalistisch, es wäre längst verschwunden. Das Weiterbestehen des Patriarchats gilt entsprechend auch für den Sozialismus und die meisten Teile des Südens, die – wie die Kolonialgeschichte zeigt – oft erst durch die Eroberung der Europäer das Patriarchat aufgezwungen bekamen.
Und das bedeutete, wiederum, dass es vor dem Patriarchat und neben – ja nach ihm – eine andere Ordnung gegeben haben musste, noch teilweise gibt und in Zukunft geben könnte: eine „matriarchale“ (Göttner-Abendroth 1988).
Daher hat nach der Ökonomiediskussion und der Einbeziehung der Natur sowie des daraus entstehenden Ökofeminismus (Mies/Shiva 1993) auch die moderne Matriarchatsforschung (Göttner-Abendroth 1988) Einzug in unsere Diskussionen gehalten. Aber erst die kritische Beschäftigung mit der sog. Entwicklung der Produktivkräfte in Gestalt der modernen Technik der Maschine (Genth 2002), dem bis heute von allen Seiten gehüteten Tabu der Moderne, eröffnete die Weiterentwicklung des in Bielefeld und Köln entstandenen „Bielefelder Ansatzes“ zur „Innsbrucker Schule“ der „Kritischen Patriarchatstheorie“ (Projektgruppe Zivilisationspolitik 2009 und 2011, Werlhof ab 2010).
Erst diese eröffnete eine neue Debatte über den Zusammenhang von kapitalistischer ursprünglicher Akkumulation, samt ihrer Fortsetzung, und patriarchal-alchemistischer „Mortifikation“ als dem fortwirkenden Parallelphänomen aus der Geschichte des Patriarchats. Die Debatte erweist sich als notwendig, weil die ursprüngliche Akkumulation in allen ihren Formen und Fortsetzungen bisher nicht erklären konnte, warum sie so zerstörerisch war – und das nicht nur für die daran beteiligten Menschen, sondern gerade auch für die davon betroffene Natur. Denn die Transformation von Natur in Kapital, die an dieser Stelle beginnt, muss ja nicht notwendig und immer eine Naturzerstörung beinhalten. Erst der patriarchale Charakter des Verfahrens auf der Grundlage der Mortifikation, der „Tötung“ der Materie, macht dies deutlich und damit auch, wie sehr der Kapitalismus und seine gesamte Technik vom Patriarchat und seinem Frauen-, Mütter- und Naturhass geprägt ist.
Die Entwicklung der Produktivkräfte
Warum beginnt das Patriarchat mit dem Muttermord (Tazi-Preve 2004) und endet auch mit ihm? Denn die Versuche, die Mutterschaft durch immer krassere Formen der fortgesetzten und schließlich womöglich vollständigen ursprünglichen Akkumulation letztlich abzuschaffen, können am Ende nicht gelingen im Sinne der angestrebten „Verbesserung“ des Lebens durch technischen Fortschritt. Der Prozess führt zunächst einmal zur wachsenden Beschädigung des Lebens (Werlhof 1986, Klein 2008) und gerade nicht zu seiner Verbesserung. Dahinter steht die schon gestellte Frage: Warum, wohin und wie will das Patriarchat die Frauen – genauso wie auch die gesamte Natur – verändern? Es geht hier offenbar noch um etwas anderes als die Frage der Ausbeutung oder Plünderung, sondern um die der „Transformation“, also die genuine Frage der Technik. Diese stellt sich aber nicht erst in der kapitalistischen Moderne, sondern schon zu Beginn des Patriarchats.
Die Mutter ist erst im Weg, weil sie das Symbol der alten matriarchalen Gesellschaft ist, später soll sie technisch ersetzt werden, um zu beweisen, dass nicht mehr „mater arché“, am Anfang des Lebens die Mutter steht, sondern „pater arché“, am Anfang des Lebens ein „Vater“. Genau das macht das sich vervollkommnende Patriarchat aus: dass es keine eigenmächtigen Göttinnen und Mütter als Grundlage allen Lebens mehr gibt, vorerst ideologisch und religiös behauptet, später auch ganz real hergestellt: keine Muttergöttin, Mutter Natur, Mutter Erde und auch keine eigene Mutter mehr. Inzwischen ist wahnsinnigerweise sogar unser Mutter-Planet selbst von der Umsetzung dieser Perspektive betroffen (Bertell 2013).
Der patriarchale Mann kommt nicht mehr aus dem Mutterschoß, so die Idee, sondern hat sich selbst erschaffen. Und die patriarchale Gesellschaft kommt ohne Mütter, ja am Ende ohne die gesamte Natur aus, die durch maschinell er-zeugte Kunstprodukte ersetzt wird. Das ist der Traum vom „reinen“ Patriarchat. Er existiert nachlesbar seit der Antike, und die Wissenschaft und Technik, die ihn verwirklichen soll, nannte man „Alchemie“ (Werlhof 2010a, 2011, 2012, 2015; Schütt 2000).
Dieser Traum ist also nicht bloß, aber auch modern. Deswegen scheint er so „normal“ zu sein, dass man gar nicht darüber nachdenkt, was er eigentlich bedeutet. Denn gerade in der Neuzeit und Moderne, also im und durch den Kapitalismus wird so intensiv und „erfolgreich“ an seiner Realisierung als „konkreter Utopie“ – der Herstellung des „reinen“ Patriarchats nämlich – gearbeitet wie noch nie vorher. Das gilt für alles, die ganze Natur, ihre Lebewesen, Zyklen, Zeiten und Räume. Sie alle als von Natur aus vorhandene und „mütterlich“ hervorgebrachte sollen der Gegen-Welt und Anti-Natur des Patriarchats und seiner weiterhin im Prinzip „alchemistischen“ Technik weichen. Also sind sie schon programmatisch der Vernichtung preisgegeben. Dem soll dann angeblich das „Bessere“ und „Höhere“, nämlich die schöne neue patriarchale Ersatzwelt folgen.
Die Unabhängig-Werdung von der Erde, also die buchstäbliche Trennung von ihr, ist also das Projekt des Patriarchats, das es durch das Kapital und seine „Produktivkräfte“ endlich zu erreichen versucht. Es ist die letzte denkbare Form ursprünglicher Akkumulation. Vorher sind die entsprechenden Versuche – etwa die Herstellung von menschlichem Leben ohne Mutterleib in der Retorte – alle gescheitert. Es war die antike Alchemie, die nach ihrer Patriarchalisierung solche Ziele bereits vor Jahrtausenden (!) formulierte und begann, in die Praxis umzusetzen. Erst die Neuzeit mit der Maschine aber war das geeignete Rezept für die Umwandlung von Natur in Nicht-Natur, von Müttern in globale Gebärmaschinen und von „schöpferischen“ Maschinen auch jenseits aller Mütter in „Posthumanes“, „Patriarchales“ oder „Kapital“.
Die Kritik an der Maschine als dem wichtigsten Zeichen für die heutige Entwicklung der Produktivkräfte ist von daher überall blockiert. Das patriarchale Projekt des Kapitals ist so selbstverständlich, dass es weder benannt, noch kritisiert werden darf oder gar „kann“. Es ist die Grundlage des Kapitalismus, an die alle glauben, sozusagen „der Elefant im Raum“ (Werlhof 2010b und 2013). Das Patriarchat ist eine Religion. Das ist der Grund, warum es eine „Produktivkraft“- und Maschinenkritik nicht gab, dann eine Zeitlang aufflammte (Genth u.a. 1983) und wieder in der Versenkung verschwand. Denn diese Kritik zeigt, dass heute alles kaputt geht, indem die Produktion in die reine Destruktion mündet, und wir uns das kapitalistische Patriarchat überhaupt nicht leisten können. Der Fortschritts- und Entwicklungsmythos von Naturwissenschaft und Technik schmilzt dahin, aber alle glauben immer noch an ihn.
Erst die Neudefinition des Patriarchats als technologischer Gesellschaftsformation alchemistischer Prägung und utopischer Motivation, die in der „Kritischen Patriarchatstheorie“ entwickelt wurde (Werlhof ab 2010), zeigt, warum die Produktion immer und auf jeden Fall eine Destruktion ist. Denn die neue „Schöpfung“, die aus dem „Vater“ eine „Mutter“ im Sinne des perfekten Patriarchen machen soll, kann angeblich das dafür zuvor Zerstörte, nämlich von Natur oder Kultur aus Mütterliche, anschließend durch Höheres und Besseres ersetzen. Auf diesem alchemistischen Aber- und Wunderglauben beruht das ganze Verfahren der Mortifikation des Vorhandenen, und seiner Verwendung als Rohstoff oder „Materia Prima“ für das „Große Werk“ der Neu-Schöpfung. Aber meist bleibt es bei der Zerstörung, denn sie findet in jedem Fall statt. Von gloriosen Neuschöpfungen aber kann generell und auf die Dauer keine Rede sein. Dieser Widerspruch ist nicht auflösbar. An ihm scheitert die Moderne bereits, ohne dass er überhaupt zur Kenntnis genommen wird – es sei denn von Teilen der davon Betroffenen.
Die Entwicklung der Produktivkräfte heute ist eine der Destruktivkräfte, die bisher nicht erklärt werden konnte. Nur die alchemistischen Verfahren und Prinzipien, die ihr zugrunde liegen, können das. Denn das Verfahren der „Mortifikation“ besteht in der Aneignung, Beherrschung, Zerstörung, Auflösung und „Tötung“ des zunächst von Natur aus Vorhandenen. Diese Mortifikation ähnelt damit der ursprünglichen Akkumulation. Sie bringt die Materie in ihre Ver- und zunächst Ent-Wertung. Und dann geht es nicht nur um „Teile und Herrsche!“, sondern auch um „Teile, Transformiere und Herrsche!“, und das Transformierte soll in nichts mehr dem gleichen, aus dem es kam, dem Irdischen, dem Mütterlichen!
So kann nun gesehen werden, warum die Moderne als kapitalistisches Patriarchat eine Mord-erne ist und daher keine Zukunft hat.
Hier zeigt sich, dass ein guter Begriff daran zu messen ist, wieviel der Realität er erklärt. Bei der ursprünglichen Akkumulation und ihrer Fortsetzung sind wir bei „Rosita“ fündig geworden. Und wir haben ihr Werk ausdehnen, ja ergänzen und erst richtig „hinstellen“ können auf eine Weise, die, würde sie heute leben, mit Sicherheit ihre Zustimmung gefunden hätte!
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Claudia von Werlhof – 100 Jahre (nach) Rosa Luxemburg | FIPAZ e. V.
[…] >>>Der Aufsatz in deutscher Sprache als .pdf<<<, erschienen auf http://www.theoriekritik.ch […]
Rosa L. 150 Jahre
[…] es welche selbst (noch einmal) nachlesen möchten:Claudia von Werlhof, 100 Jahre (nach) Rosa Luxemburg: Die «fortgesetzte» ursprüngliche Akkumulation und die Reprodukti… oder Tove Soiland, Innere Kolonien. Care als Feld einer «neuen Landnahme» und zur Kritik einer […]