Einen nachhaltigen Einfluss auf meine geistige Entwicklung hatten die Schriften des französischen Publizisten Emmanuel Mounier (1905-1950) während meines zweijährigen Philosophie- und Theologiestudiums im Seminar der befreiungstheologisch geprägten Arbeiterpriester-Bewegung Frankreichs. Mounier war Gründer und Redaktor der Zeitschrift ESPRIT («Revue d’inspiration personnaliste en lutte contre le désordre établi»), übte aus personalistischer Sicht radikale, grundsätzliche Kritik am Kapitalismus, … vorwärts
Philosophie
Otmar Hersche über Max Horkheimer: Kritische Theorie
Die Verbindung zu Max Horkheimer verdanke ich Theodor W. Adorno, der nach einem Vortrag im Radiostudio Bern auf seinen Freund und Kollegen aufmerksam machte mit dem Hinweis, dieser lasse sich vielleicht für gelegentliche Mitarbeit am Radio gewinnen. Ich folgte der Anregung und reiste in den Jahren 1967 bis 1972 etwa zweimal jährlich für Aufnahmen nach … vorwärts
Rolf Bossart über Klaus Heinrich: vom bündnis denken
Irgendwann kam die Frage, was der Anlass sei, dass so viele, die angetreten waren mit der Vision, die Welt, sich selber und die Bedingungen unter denen die Menschen zu leiden haben, zu verbessern, resignieren, zynisch werden oder sich aktiv dem Verrat dem als Jugendillusion abgewerteten Traum einer besseren Menschheit widmen. Und zweitens was ich denn … vorwärts
Willy Spieler über Ernst Bloch: Naturrecht und menschliche Würde
Ich bin mit Jahrgang 1937 kein 68er, eher ein 56er, der seine Texte nicht mit ‹ich› beginnen dürfte. 1956 steht für eine angepasste Jugendbewegung, der die sowjetischen Panzer gegen den ungarischen Volksaufstand den Antikommunismus leicht, zu leicht machten. Suspekt waren mir freilich die damaligen Protestaktionen, Fackelzüge und Bittgottesdienste inklusive, wie ich sie als Luzerner Kantonsschüler … vorwärts
Peter Winzeler über Friedrich Wilhelm Marquardt: Theologie und Sozialismus
Als Pfingsten 2014 der Unternehmer und Rechtspolitiker Christoph Blocher und der linke Soziologieprofessor und Uno-Botschafter Jean Ziegler sich im «Tagesanzeiger» zum Thema Gottesglaube duellierten, gab es kein gemeinsames Erbe, kein Theorem oder Moralexempel (ob von Kant oder Marx), kein praktisches Bindeglied – ausser dem Theologen Karl Barth. Ein Zufall war das nicht. Der Faschismus hatte … vorwärts
David Loher über Karl Marx: Die Kritik des Hegelschen Staatsrechts
Dem Fragment «Kritik des Hegelschen Staatsrechts» von Karl Marx begegnete ich zum ersten Mal am Institut für Philosophie an der FU Berlin. Offiziell eingeschrieben war ich zwar am Institut für Europäische Ethnologie an der Humboldt Universität. Doch einmal die Woche fuhr ich statt mit dem Fahrrad an die Mohrenstrasse mit der S1 vom nahen Nordbahnhof … vorwärts
Martin Heidegger: Schwarze Hefte
Seit längerer Zeit geisterte durch die Heidegger-Gemeinde die frohe Erwartung der bevorstehenden Publikation seiner legendären Schwarzen Hefte. Manche versprachen sich einen weiteren Höhepunkt seines Werks, andere endgültige Klarheit über seine Stellung zum Nationalsozialismus und über die alte Preisfrage: War er nun ein Antisemit oder nicht? Denn die jetzt publizierten ersten 14 Hefte (betitelt «Überlegungen II-VI», … vorwärts
André Gorz – Querdenker, Philosoph, Häretiker*
Die verfahrene politische Lage in Europa sowie die in der Bundesrepublik vorherrschende Windstille in den politischen und politisch-akademischen Debatten lassen Rekurse auf solitäre Figuren, die sich als Querdenker und Häretiker auszeichnen sowie eigensinnig und mit ernsthaft-existentialistischem Gestus gedacht und gehandelt haben, als besonders verlockend erscheinen. Aus diesem Grund möchten wir mit dem vorliegenden Schwerpunkt die … vorwärts
Maja Wicki-Vogt: Erbschaften ohne Testament. Über Freiheit und Unfreiheit im persönlichen Werden*
Nach ihrem 2010 erschienenen Band Kreative Vernunft, der sich den Denkerinnen der Moderne widmete, legt die Philosophin und Psychoanalytikerin Maja Wicki-Vogt nun auch Essays zu den Denkern der Moderne vor. Man könnte einwenden, das sei wenig neu, wenn man Namen wie Descartes, Spinoza, Kant, Schiller oder auch, nach einem Übergang ins 20. Jahrhundert, Heine, Bergson, … vorwärts
Stefan Howald über Projekt Ideologie-Theorie: Theorien über Ideologie
Natürlich, da gab es Louis Althusser. Ideologie und ideologische Staatsapparate, ein längerer Aufsatz, 1969 von ihm geschrieben, war auf Deutsch 1973 erschienen, in einer schlechten Übersetzung und in einer dilettantisch zusammengestellten und drucktechnisch katastrophal aufgemachten Artikelsammlung, beinahe einem Raubdruck. Darin tauchten leuchtende Gedanken auf, eher Gedankensplitter: dass Ideen, Ideologien nicht blosse Gedanken, luftige Gespinste sind, … vorwärts