Schon Gestaltung und Haptik des Buches kündeten 1981 von Erweiterung, Bruch und Transformation ineins: gediegener dunkelblauer Umschlag, Autorennamen und Buchtitel in Goldprägedruck, 1283 Dünndruckseiten, rosa-orange, an die Eleganz und Griffigkeit der Gazzetta dello Sport erinnernd. Die protestantisch-nüchterne MEW-Ausgabe der DDR wurde hier ernstgenommen und ironisch-subversiv unterlaufen: Lust auf Ökonomie, Bedürfnis/Wunsch und Ästhetik verkündete alleine schon … vorwärts
Geschichte
Zwischen Marxismus und liberaler Demokratie. Zum 60. Todestag von Franz L. Neumann*
Vor 60 Jahren, am 2. September 1954 kommt Franz Leopold Neumann bei einem Autounfall im schweizerischen Visp (Kanton Wallis) ums Leben. Ein Anlass, an den Juristen und Politologen zu erinnern, der 1933 als Jude und SPD-Aktivist aus Deutschland vertrieben wird und im Exil für die US-Regierung und deren Nachkriegsplanungen für Deutschland tätig war.[1] Neumann gehört … vorwärts
Die Ungleichheitsmaschine. Eine Übersicht zu Capital von Thomas Piketty*
Der Kapitalismus ist eine Ungleichheitsmaschine. Unerlässlich für ihr Funktionieren ist, dass sie ständig durch Beigaben eines «neuen Sinns für Gerechtigkeit»[1] (Stefan Kaufmann) geölt wird. Dazu hat die Publikation Capital in the twenty-first century[2] von Thomas Piketty offenbar beträchtlich beigetragen. Was steckt dahinter? Hat man viel, so wird man bald Noch viel mehr dazubekommen. Heinrich Heine, Weltlauf … vorwärts
Philipp Löpfe über Daron Acemoglu/James A. Robinson: Warum Nationen scheitern
Ich mag gut geschriebene Bücher, Bücher, die eine Geschichte erzählen. Sie dürfen dick sein, und sie müssen nicht aktuell sein, aber sie dürfen mich nicht mit Zahlen erschlagen oder mich mit Fachjargon erdrücken. Aus diesem Grund habe ich meine liebe Mühe mit deutschen Soziologen und französischen Philosophen. Sigmund Freud hat schliesslich bewiesen, dass guter Inhalt … vorwärts
Pius Frey über Wole Soyinka: Die Ausleger
Die äusserst bewegten 70er-Jahre neigten sich dem Ende zu und machten Platz für eine neue bewegte Zeit. Die 80er-Jahre. Die 70er waren für mich: Weg aus dem miefigen St. Gallen. Lehre in Basel. Politik und Kultur in einer grossen Breite. Kämpferische Lehrlingsgruppe. Einstehen für die Rechte der Arbeitenden. Neue Musik, neues Theater. Gegen AKWs. Für … vorwärts
Roman Berger über Ministerium für Gesamtdeutsche Fragen: Bildungswoche Kommunismus
Droht ein Krieg? Droht ein neuer Kalter Krieg? Die Schlagzeilen und Kommentare der meisten europäischen und US-amerikanischen Medien während der letzten Monate liessen Schlimmstes befürchten. Die plötzlich erwachten Ängste erinnerten mich an eine Begegnung, die noch im tiefsten Kalten Krieg stattgefunden hatte. Es war im Winter 1960/61. Das damalige Bonner «Ministerium für Gesamtdeutsche Fragen» hatte … vorwärts
Andreas Bürgi über Rudolf zur Lippe: Naturbeherrschung am Menschen
Vor ein paar Monaten beim Zügeln die Frage vor dem Büchergestell: Was wird ausgeschieden, was nicht? Nie geht man seine Bibliothek so minuziös durch wie bei dieser Gelegenheit, und da kommen Dinge zum Vorschein, ich traute meinen Augen kaum. Besonders berührt haben mich die zerfledderten, auf schlechtem Recycling-Papier gedruckten Junius-Bücher aus den Siebzigerjahren mit Adorno-Vorlesungen … vorwärts
Maja Tschumi über Silvia Federici: Caliban und die Hexe
Angesichts verschiedener Umstände habe ich im letzten Jahr angefangen, mich intensiver mit der Frage nach meiner Weiblichkeit und meiner Position als Frau in der kapitalistischen Gesellschaft auseinanderzusetzten. Den Auftakt dafür gab neben dem Eintritt in die Arbeitswelt die Erfahrung von Solidarität unter Frauen in einem Frauenboxraum. Mir wurde klar, dass ich mich bisher persönlich wie … vorwärts
Maurizio Coppola über Tommaso di Ciaula: Tuta blu und andere Arbeitergeschichten
Ich möchte im Folgenden auf drei Bücher eingehen. Es handelt sich nicht um «Klassiker» oder theoretische Werke, welche in erster Linie meine «politische Linie» definieren oder zur «theoretischen Festigung» meiner politischen Überzeugungen beigetragen haben. Vielmehr entdeckte ich in diesen Büchern die Widersprüchlichkeit der «proletarischen Existenz»: Einerseits erscheint mir die Identifizierung mit dieser proletarischen Existenz eine … vorwärts